Arbeitslosenquote unter der Zehn-Prozent-Marke – Tiefster Stand seit 37 Jahren

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Jobmotor Technologie: Der Wissenschafts- und Technologie-Campus Dortmund ist eine der führenden Adressen für High-Tech in Deutschland. Rund 300 angesiedelte Unternehmen beschäftigen Insgesamt mehr als 10.000 Mitarbeiter. - Bild: TZDO
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9,8 Prozent – Erstmals seit 1981 liegt die Arbeitslosenquote in Dortmund im einstelligen Bereich. Besonders erfreulich: Die Jugendarbeitslosigkeit ist 1,2 Prozent niedriger als noch vor einem Jahr. Um die Entwicklung nachhaltig zu stärken, setzen Stadt und Partner auf einen Vier-Punkte-Plan.

Wie die Agentur für Arbeit am Dienstag dieser Woche mitgeteilt hat, setzt sich die Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt in Dortmund deutlich fort. Dortmund verzeichnet rund 900 Arbeitslose weniger als im September und 2.650 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr. Somit sinkt die Arbeitslosenquote in Dortmund auf 9,8 Prozent – und damit auf den tiefsten Stand seit den 1980er Jahren. Die Jugendarbeitslosigkeit ist 1,2 Prozent niedriger als noch vor einem Jahr. Und auch die Langzeitarbeitslosigkeit ist um 9,5 Prozent im Vorjahresvergleich gesunken.

„Mit einer einstelligen Arbeitslosenquote von 9,8 Prozent haben wir im Oktober nun die lang formulierte Zielsetzung erreicht, unter zehn Prozent zu kommen“, freute sich Oberbürgermeister Ullrich Sierau bei der angesetzten Pressekonferenz mit Vertretern von Stadt, Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern sowie Agentur für Arbeit und Jobcenter. „Unsere Anstrengungen haben sich als richtig und erfolgreich erwiesen. Zukunftsweisende Schritte der letzten Jahrzehnte, wie die Entwicklung des Technologie-Parks, der Westfalenhütte oder auch des Gesamtareals Phoenix haben den Standort Dortmund nach vorne gebracht und für Beschäftigung gesorgt.“

Das Handwerk hat bei uns goldenen Boden. Wenn es im Fußball 0:0 steht, haben sie immer noch zwei Tore gemacht. – Oberbürgermeister Ullrich Sierau

Zugleich gab Sierau neue Ziele aus. Jetzt gelte es, diesen Trend – auch bei möglichen Rückschlägen – zu verstetigen. „Zu Beginn des neuen Jahres werden wir wieder bei über zehn Prozent liegen“, so Sierau – bedingt durch auslaufende Verträge z.B. zum Weihnachtsgeschäft. „Unser Ziel für das Jahr ist aber ein Jahresdurschnitt im einstelligen Bereich.“ Neben der positiven Entwicklung der deutschen Wirtschaft führte der Oberbürgermeister vor allem die eigene dynamische Standortentwicklung an: „Wir sind ein Tausendfüßer“. Auf Stahle, Kohle und Bier folgen IT, Handel, Logistik und die Dienstleistungsbranche mit vielfältigen Arbeitsplatzangeboten.

„Diese gute Entwicklung am Dortmunder Arbeitsmarkt freut mich sehr. Sie zeigt, dass wir in Dortmund gemeinsam auf dem richtigen Weg sind“, lobte auch Martina Würker, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund, die Zusammenarbeit der verschiedenen Akeure. „Sowohl ältere Arbeitslose als auch junge Menschen profitieren von diesem guten Trend. Und auch die Langzeitarbeitslosigkeit ist im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich zurückgegangen.

Jobmotor Dortmund – Höchste Dynamik in ganz NRW

Dortmund ist geprägt von einem wirtschaftsfreundlichen Klima und einer engen Kooperation zwischen Handwerk, Industrie, Dienstleistungen, Gewerkschaften und Stadtverwaltung. Dieser Dortmunder Konsens der unterschiedlichen Akteure des Arbeitsmarktes, zu denen auch die Sozialverbände und Arbeitgeberverbände gehören, hat die Stadt stark gemacht. Die Unternehmen wachsen, sie investieren. So ist Dortmund in den letzten Jahren zum Jobmotor mit den höchsten Zuwachsraten in der Beschäftigung aller NRW-Städte geworden. Für mehr Beschäftigung, für Investitionen und Gründungen werden alle Beteiligten weiter eng zusammenarbeiten. Dabei stehen auch Ansiedlungen, die Arbeitsplätze für alle Dortmunder schaffen, ganz vorn. Dazu gehören Branchen wie die Logistik, die Call- und Service-Center und auch das Sicherheits- und Reinigungsgewerbe.

Freuten sich über den aktuellen Erfolg und blickten positiv in die Zukunft: v.l. Frank Neukirchen-Füsers, Geschäftsführer Jobcenter Dortmund, Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund, Martina Würker, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Dortmund, Oberbürgermeister Ullrich Sierau, Birgit Zoerner, Sozialdezernentin, Michael Bürger, Bezirksgeschäftsführer Verdi Dortmund, Jutta Reiter, Vorsitzende des DGB Dortmund-Hellweg, Thomas Westphal, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, Christian Sprenger, Kreishandwerkerschaft – Bild: Dortmund-Agentur / Roland Gorecki

„Es ist aber vor allem die Bestätigung, dass unsere Strategien und Konzepte in die richtige Richtung führen“, so Thomas Westphal, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund. „Der Dortmunder Weg ist keine Eintagsfliege.“

30.000 Unternehmen bei IHK Dortmund gelistet

Auch die Arbeitgeberverbände sehen weiterhin eine positive Entwicklung: „Die Dortmunder Unternehmen, sei es aus Industrie, IT, Handel, Logistik und der Dienstleistungsbranche, haben ihre Chancen genutzt und sich zu modernen und hochinnovativen Unternehmen entwickelt.“, freute sich Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund. Ein Faktor sei die Vielseitigkeit des Standortes und die angebotsfreundliche Flächenpolitik. „1973 waren bei der IHK zu Dortmund rund 15.000 Unternehmen gelistet. Heute sind es 30.000. Damit Dortmund ein leistungsfähiger und attraktiver Standort bleibt, werden zusätzlich Fachkräfte mit unterschiedlichsten Schlüsselqualifikationen benötigt. Hierzu tragen nicht zuletzt die zahlreichen Hochschulen in der Stadt bei.“

Vier-Punkte-Plan für den weiteren Erfolg

Um die Entwicklung nachhaltig werden zu lassen, sind aus Sicht der Stadt Dortmund vier Punkte von großer Bedeutung.

  • Weiterentwicklung der kommunalen Arbeitsmarktstrategie. Mit Blick auf die neuen Regelinstrumente im Sozialgesetzbuch 2 wird dem Rat bereits im Frühjahr 2019 eine weiterentwickelte „Kommunale Arbeitsmarktstrategie 2030“ vorgelegt.
  • Die Arbeit des ServiceCenters Lokale Arbeit wird mit auch mit eigenen Mitteln verstetigt. Dortmund erwartet dabei auch ein langfristiges Engagement der Landesregierung. Der Modellversuch hat schon jetzt gezeigt, dass der Dortmunder Weg für neue Beschäftigungsperspektiven für an- und ungelernte Langzeitarbeitslose richtig ist.
  • Die Stadt setzt sich weiter intensiv für eine gute gesetzliche Änderung der Arbeitsmarktförderung auf Bundesebene ein. Die neuen Regelinstrumente dürfen nicht zu gering dimensioniert sein (Zuschüsse dürfe nicht auf Mindestlohnhöhe festgelegt werden) und die Personengruppe darf nicht zu eng definiert werden (Dauer der Langzeitarbeitslosigkeit als Zugangsvoraussetzung nicht auf acht Jahre festlegen). Nötig ist ein Spielraum für praktische kommunale Lösungen.
  • Die berufliche Integration von Flüchtlingen und von an- und ungelernten EU-Bürgern bleibt auch in den nächsten Jahren eine zusätzliche zentrale Aufgabe. Auch in diesem Feld hat die Stadt in enger Vernetzung mit den Verbänden, der Arbeitsverwaltung und den Unternehmen zahlreiche Projekte und Maßnahmen für erfolgreiche Integrationsketten (Sprachkurse, Kompetenzfeststellung, Praktiken, Ausbildung, unbefristete Arbeit) aufgelegt. Dafür ist jedoch mehr finanzielle und inhaltliche Unterstützung des Bundes und des Landes notwendig.

Langzeitarbeitslosigkeit mit Qualifizierung bekämpfen

Das Thema Langzeitarbeitslosigkeit liegt allen Akeutern am Herzen. „Diese Gruppe dürfen wir bei unserem Bemühen, die guten Entwicklungen nachhaltig werden zu lassen, natürlich nicht vergessen. Ihre Zahl ist nach wie vor zu hoch.“, erklärte Sierau. Hier setzt die Agentur für Arbeit weiterhin auf Qualifizierung und investiert auch in Zukunft verstärkt in die Weiterbildung.

Das ist ein schon fast ein historisches Ereignis, dass uns für den Moment sehr freut. – Thomas Westphal, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung

Diesen Ansatz unterstützen auch die Gewerkschaften. „Wir benötigen eine Intensivierung der Bemühungen, arbeitslose Menschen durch gezielte Maßnahmen für eine Tätigkeit in den Bereichen zu qualifizieren, in denen es einen erheblichen Bedarf an Arbeitskräften gibt, wie zum Beispiel im Bereich der Pflege oder bei erzieherischen Tätigkeiten.“, erklärte Michael Bürger, Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Westfalen. Auch in den Berufsfeldern Bäcker oder Fleischer sind viele Stellen offen.

Im Oktober 2015 waren 15.629 Menschen langzeitarbeitslos beim Jobcenter gemeldet. 11.429 waren es im Oktober dieses Jahres. Das entspricht einem Rückgang von 26,9 Prozent innerhalb der letzten vier Jahre. „Im gleichen Zeitraum ging die Zahl arbeitsloser Jobcenterkunden um 20,3 Prozent zurück. Diese Wege wollen wir auch in Zukunft mit den neuen Förderprogrammen verstetigen“, so Neukirchen-Füsers, Geschäftsführer des Jobcenters.

Langfristiges Ziel: Acht Prozent

Zum Ende setzte Oberbürgermeister Sierau noch einmal ein großes Ziel: „Die Arbeitslosenquote in der Metropole Ruhr liegt im Durchschnitt bei acht Prozent. Da kommen wir irgendwann drunter.“

Im Jahr 1982, als die Arbeitslosenquote für die folgenden dreieinhalb Jahrzehnte auf über 10 Prozent anstieg, wohnten in Dortmund 603.847 Menschen. Davon waren 212.500 in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen.

Seit 2010 wächst die Dortmunder Bevölkerungszahl wieder kontinuierlich. Derzeit leben 601.827 Bürger in der Stadt. Aktuell verzeichnet Dortmund über 240.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Das sind 28.000 mehr als zu den Zeiten von Kohle, Bier und Stahl. Hinzu kommen über 80.000 Menschen in Selbstständigkeit, Beamte oder Qualifizierungen.

Quelle: Stadt Dortmund

 

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