Galeria-Kaufhof-Gebäude: Eigentümer und Stadt verständigen sich auf gemeinsame Entwicklung

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Die Stadt Dortmund und Signa Real Estate wollen gemeinsam die weitere Entwicklung des Gebäudes Galeria Kaufhof vorantreiben. Das Objekt im Herzen der City in prominenter Lage soll erhalten werden und mit einer neuen Nutzung einen attraktiven Impuls für die Entwicklung der City setzen.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau teilte in der Pressekonferenz am Donnerstag, 24. September, zur Zukunft der Standorte Galeria Kaufhof bzw. Karstadt mit, dass – als das Thema Standortschließungen publik wurde – „wir gesagt haben, wir stehen in dieser Stadt zusammen, nämlich diejenigen, denen die City, der Handel und die Arbeitsplätze am Herzen liegen.“ Schon damals hätten sich die Beteiligten in die Hand versprochen: „Wir kämpfen für die Rettung aller drei Standorte.“

Karstadt Sport bleibt als Standort erhalten

Nun konnte Oberbürgermeister Sierau mitteilen, „dass der Dauernutzungsvertrag zwischen Karstadt und dem Eigentümer – der Familie Dreier – Anfang dieser Woche unterschrieben und notariell beglaubigt ist, mit dem Ergebnis, dass Karstadt Sport als Standort erhalten bleibt.“ Die Beschäftigten von Karstadt Sport werden von ihrer Geschäftsführung über die Details informiert. Damit blieben mit dem Karstadt Haupthaus und Karstadt Sport zwei von drei Standorten in Dortmund erhalten, so Sierau.

Der Oberbürgermeister unterstrich, dass die Stadt bei der Entwicklung beider Standorte Karstadt/Karstadt Sport gerne ihre Expertise zur Verfügung stelle. Das gelte nicht nur für die Verwaltung, aber auch aus Sicht der Verantwortungsgemeinschaft von Handelsverband, IHK, Verdi, Cityring, „die auch mit ihrer Expertise sicherlich gerne zur Verfügung stehen, um die Standorte optimal weiter zu entwickeln.“

Standort Galeria Kaufhof am Westenhellweg

Da der Standort Galeria Kaufhof am Westenhellweg leider nicht erhalten wird, haben sich die Stadt Dortmund und die Eigentümerin des Gebäudes, die Signa Real Estate, auf gemeinsame Entwicklungsleitlinien zur Zukunft des Gebäudes verständigt. Die Signa Real Estate und die Stadt Dortmund wollen gemeinsam die weitere Entwicklung des Gebäudes Galeria Kaufhof vorantreiben. Das Objekt im Herzen der City in prominenter Lage soll erhalten werden und mit einer neuen Nutzung einen attraktiven Impuls für die Entwicklung der City setzen. Die Signa Real Estate und die Stadt Dortmund wollen eine kurzfristige Aktivierung nach Schließung der Galeria Kaufhof Ende Oktober 2020 erreichen, indem verschiedene Nutzungen temporär als Brücken- und Zwischennutzungsformate installiert werden.

Soziale Lösungen für Beschäftigte

„Durch Corona erleben wir beschleunigt einen echten Strukturwandel deutschlandweit“, konstatierte Dortmunds erster Wirtschaftsförderer Thomas Westphal. Er ist sich sicher: „Weil wir in Dortmund zu den Top-Standorten gehören, sind wir mittendrin. Das erleben wir an am Beispiel Galeria Kaufhof, aber dabei wird es nicht bleiben. Wir werden weitere Diskussionen über die Entwicklungen zu führen haben.“ An Galeria Kaufhof können allerdings zwei Aspekte festgehalten werden, die für eine Gesamtentwicklung wichtig sind. „Der erste: Es geht immer und zu allererst um die Beschäftigten – auch aus der Perspektive der Gesamtstadt.“ Die Beschäftigten und ihre Familien bewegen und leben in der Stadt. „Deshalb wollten wir alle drei Standorte halten und waren sehr froh, dass das mit dem Haupthaus klappte. Wir freuen uns auch über die Rettung Karstadt Sport.“ Für die Beschäftigten der Galeria Kaufhof muss es nun darum gehen, über Transfergesellschaften oder auch andere Lösungen Existenzen zu retten. Es braucht für die Betroffenen tragfähige soziale Lösungen.

Neue Mietstrukturen in den Innenstädten

„Der zweite Aspekt ist“, erklärte Westphal weiter, „dass wir mitten in einem Veränderungsprozess der Einkaufsstrukturen sind. An der Kaufhof-Immobilie ist das deutlich zu sehen: Wir müssen überlegen, wie die Mietstrukturen in all diesen großen Immobilien in Zukunft aussehen soll.“ Die Mieten der Prachtbauten für große Kaufhäuser, die lange Zeit ihre Dienste deutschlandweit gut erfüllt und einen großen Zulauf hatten, sind – insbesondere im Erdgeschoss – entsprechend hoch. Darüber haben sich viele Immobilien in den Innenstadtlagen refinanziert. „Seit Jahren wissen wir, dass der Einzelhandel diese Miet-Margen nicht mehr aufbringen kann.“ Grund ist zwar auch der Online-Handel, hat allerdings darüber hinaus andere Gründe, wie etwa reduzierte Preissegmente. Westphal dazu: „Immobilienbesitzer, die daran interessiert sind, dass es in den Innenstädten noch Handel gibt, müssen umschalten und die Mietmodelle so verändern, dass das Erdgeschoss einerseits günstiger wird und sich das Gebäude andererseits über die Vermietung der weiteren Etagen rechnet. Dass sieht nicht nur Signa Real Estate so, sondern auch alle anderen Immobilienbesitzer, mit denen wir seit ein paar Wochen diskutieren.“

Individuellen Handel stärken

Es gehe um den Einzelhandel, sagte der Wirtschaftsförderer weiter, nicht um die uniformierten Innenstädte, in denen nur noch große Ketten die Mieten tragen könnten. In anderen europäischen Ländern gäbe es dieses Umdenken bereits. „Genau diese andere Richtung haben wir mit Signa diskutiert. Wir haben gesagt, dass wir in diesem Gebäude zeigen, dass individueller Handel mit unterschiedlichen Angeboten und Strukturen wieder möglich ist.“ Neben temporärem Handel sind dabei auch Aktivitäten in den Bereichen Kunst und Kultur sowie Dienstleistungen denkbar. Im Focus steht das Erdgeschoss, aber auch für die Obergeschosse sollen Lösungen gefunden werden. „Wir müssen wieder zurück zu den Anziehungspunkten mit unterschiedlichen Angeboten in einem Gebäude“, wirbt Westphal für neue Ideen. „Wir wollen in diesem Gebäude – diesen Punkt teilen wir mit der Signa – eine Fläche haben, die jungen, neuen Handelskonzepten zur Verfügung steht. Dort sollen sich junge Handelspartner*innen ausprobieren können.“

Über bundesweite Wettbewerbe sollen sich Gründer*innen mit innovativen Ideen bewerben und – im Fall einer Zusage – ein Jahr lang in bester Lage ihr Geschäftsmodell erproben. Westphal denkt dabei an den Weg der Inkubatoren, die in das Gebäude installiert und von da aus fortgeführt werden sollen. Das genaue „Wie“ wird auch noch mit der Signa Real Estate zu diskutieren sein. Klar ist: Die eindimensionale Funktion hat ausgedient. Attraktive Nutzungen werden neue Formen des „Marktplatzes City im 21. Jahrhundert“ entwickeln und das urbane Gefüge ausmachen. Die Gesprächspartner haben beschlossen, die Akteure der City, die im Cityring und in der Cityrunde in vorhandenen Netzwerken tätig sind, aktiv in die Überlegungen mit einzubinden. Es besteht große Offenheit für Ideen und Vorschläge. Die Stadt Dortmund wird ebenfalls Unterstützungsformate prüfen. Bei Zwischennutzungen müssen natürlich Coronabedingungen berücksichtigt werden.

Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte

Das von der Landesregierung NRW kurzfristig aufgelegte Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren fördert auch ein Unterstützungspaket „Einzelhandels-Großimmobilien“. Signa Real Estate ist bereit, mitzuwirken und wird den Förderantrag der Stadt Dortmund im Hinblick auf eine Machbarkeitsstudie für die Nachnutzung des Standortes unterstützen. Dabei soll es u. a. um die Klärung einzelner Fragestellungen zu konkreten Nutzungsformaten sowie die Begleitung des Kooperationsprozesses mit den Akteuren und der Öffentlichkeit gehen. Timo Herzberg, Deutschland CEO der Signa Real Estate: „Mit unseren Projekten wollen wir einen wichtigen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten. Die Stadt Dortmund begegnet uns als offener Partner. Die Mitwirkung der Kommune ist bei der angestrebten Nutzungsänderung ein wertvolles Gut und bestärkt uns, mit Nachdruck in den Umnutzungsprozess einzusteigen.“ Oberbürgermeister Ullrich Sierau: „Mit der Signa Gruppe haben wir einen Partner in der Stadtentwicklung gefunden, der zeitnah eine der Schlüsselimmobilien in der City fachkundig mit uns gemeinsam und damit den lokalen Blick einbeziehend neuen Nutzungen zuführen will.“

Quelle: Stadt Dortmund

Bild: Dortmund Agentur/ Roland Gorecki

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