Stadt informiert zur Corona-Lage: Impfungen schreiten voran, Impfzentrum baut an

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Die Infektionszahlen mit dem Coronavirus sind hoch, die Krankenhäuser belastet. Auf der anderen Seite gibt es Impftermine für Kontakte von Pflegebedürftigen und Schwangeren und Impfungen von Obdachlosen sind in Planung. Zudem baut das Impfzentrum an. Die Stadt informierte über neue Entwicklungen.

Zwar ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Dortmund zuletzt wieder unter den Wert von 200 gesunken, nach wie vor liegt sie aber über dem Durschnittswert in Nordrhein-Westfalen von 153,7. Unverändert bestimmt die sogenannte britische Coronavirus-Variante das Infektionsgeschehen. Die Inzidenz beziehe sich nun auf Infektionen wesentlich jüngerer Altersgruppen, erklärte Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken. Sie müsse inzwischen unter dem Blickpunkt betrachtet werden, dass in den älteren Altersgruppen ein Großteil geimpft sei.

Belastung in Krankenhäusern unverändert hoch

Die Belastung der Intensivstationen in den Dortmunder Krankenhäusern ist zudem anhaltend hoch. Dr. Renken appellierte: „Im Klartext: Niemand ist vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt. Im Durchschnitt kann man zwar sagen, dass junge Menschen nicht so schwer erkranken. Das ist aber eben ein Durchschnittswert, der im Einzelfall nicht stimmen muss.“

„Die hohen Infektionszahlen der letzten zwei Wochen werden dazu führen, dass in den Krankenhäusern relativ viele Covid-Patient*innen mit schweren Verläufen liegen werden. Durchgängig belegte Intensivbetten schränken die verfügbaren Behandlungskapazitäten ein. Die Ärzt*innen müssen die Behandlungen mit Blick auf die Intensivkapazitäten durchführen und unter Umständen entscheiden, dass ein schwerwiegender Eingriff mal um einen Tag verschoben wird“, so Dr. Renken.

Impfzentrum: „Check-in“ und „Check-out“ in neuen Zelten

Das Impfzentrum Phoenix West baut an: In den kommenden Tagen wird die Stadt zwei Zelte für „Check-in“ und „Check-out“ anbauen. So soll die Eingangs- und Ausgangssituation für die Menschen vor Ort entzerrt werden. Der Ausbau findet nicht während des laufenden Betriebs statt und schränkt diesen somit nicht ein. Zurzeit bekommen im Dortmunder Impfzentrum rund 2.500 Personen täglich eine Impfung. Damit liegt Dortmund schon jetzt über dem, was das Land vorgibt. Aber: „Wir wären in der Lage, noch größere Gruppen von Menschen zu impfen. Wenn genug Impfstoff zur Verfügung steht, werden wir die Kapazitäten erhöhen“, so Krisenstabsleiterin und Gesundheitsdezernentin Birgit Zoerner. Dies könne schon bald der Fall sein. „Im Juni kommt eine größere Zahl von Zweitimpfungen mit einer, so angekündigt, größeren Zahl von Erstimpfungen zusammen.“

Zoerner berichtete, der Deutsche Städtetag sei sich darüber einig, dass eine Aufhebung der Impfpriorisierung keinen Sinn ergebe. Bereits vergangene Woche hatten Oberbürgermeister Thomas Westphal wie auch Dr. Renken die Ankündigung der Bundesregierung scharf kritisiert.

Termine für Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen und Schwangeren

Im Wesentlichen erhalten im Impfzentrum aktuell Personen über 70 sowie Personen mit Vorerkrankungen eine Impfung. Seit dem 3. Mai werden zusätzlich wieder Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen und Schwangeren geimpft. Möglich ist dieses Impfangebot, weil der letzte Impferlass bis Ende Mai die Lieferung von 2.550 Impfdosen von Moderna pro Woche vorsieht. Termine können über impftermin.dortmund.de vereinbart werden. Die Stadt Dortmund nutzt das von der Landesregierung zur Verfügung gestellte pdf-Dokument zum Nachweis der Kontaktpersonen. Dieses sieht auch vor, dass ein Bescheid der Pflegekasse vorzulegen ist.

Sonder-Impftag für Über-60-Jährige

„Wir verteilen den Impfstoff immer nach dem aktuellen Impferlass“, erklärte Zoerner. Die Sonderimpfaktion für Über-60-Jährige wurde am 1. Mai abgeschlossen. Jedoch ergaben sich Restbestände, sodass es noch einen weitereren Sonder-Impftag geben wird: Am 6. Mai werden 640 Impfungen mit AstraZeneca für Über-60-Jährige angeboten. Termine gibt es ebenfalls über imptermin.dortmund.de.

Der Impferlass des Landes sieht aktuell keine Impfung von Personen aus der Priorisierungsgruppe 3 vor. Zoerner erklärte, mehrere Kommunen, u.a. Dortmund, hätten die Landesregierung darauf hingewiesen, wenn man bei der Impfterminvergabe in die Gruppe 3 übergehen könnte. Das Ziel sei schließlich, die Terminkalender voll zu kriegen. Das Land wolle aber, dass der Übergang in allen Städten gleichzeitig stattfindet. Hier gelte es also noch zu warten. Die Abläufe im Impfzentrum sind so optimiert, dass in Dortmund kaum Reste anfallen. Wenn Dosen übrig bleiben, werden diese an Beschäftigte der Feuerwehr sowie der Polizei und Lehrkräfte weiterführender Schulen verimpft.

Appell: Impfquote differenziert betrachten

Zoerner und Westphal kritisierten, dass Dortmund eine geringe Impfquote vorgeworfen werde. „Die Impfquote wird berechnet im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Wir kriegen aber keinen Impfstoff im Verhältnis zur Bevölkerungszahl, sondern für bestimmte impfberechtigte Gruppen. Man muss das Ganze differenziert betrachten: Die Impfzentren bekommen nach bestimmten Schlüsseln den Impfstoff. Hier sieht man schon Differenzen nach den Altersgruppen. Dann ist noch die Frage, welche Bedarfe Pflegeheime und Krankenhäuser angemeldet haben und wie viele Personen in Arztpraxen geimpft werden. Auf all das hat die Stadt keinen Einfluss“, erläuterte Zoerner. „Die Impfquote sagt nichts aus. Das wäre in etwa so als würde man eine Bundesliga-Tabelle machen und die Mannschaften danach beurteilen, wie viele Fehlentscheidungen der Schiedsrichter bei Heimspielen getroffen hat“, so Westphal.

Stadt startet mit Impfung von Obdachlosen

In der folgenden Woche will die Stadt mit der Impfung von Obdachlosen beginnen. An drei Standorten sollen Impfungen durchgeführt werden: Im FZW in der Innenstadt-West, in der Methadon-Ambulanz des Gesundheitsamtes in der Bornstraße und an einem weiteren Standort in Hörde, der noch nicht feststeht. Im FZW bieten Ehrenamtliche wohnungslosen Menschen Verpflegung an. Pro Tag halten sich dort circa 500 Menschen auf, die dort direkt erreicht werden können. „Darüber hinaus wird der Arzt, der sich im Gesundheitsamt um Obdachlose kümmert, dafür sorgen, dass die Menschen, die man nicht vor Ort antrifft, eine Impfung bekommen können“, erklärte Zoerner. Die Gesundheitsdezernentin geht davon aus, dass die Impfungen circa zwei Wochen in Anspruch nehmen werden. Eingesetzt werde der Impfstoff von Johnson & Johnson, der nur einmal verimpft werden muss. Aktuell verteilt das Sozialamt 35.000 FFP2-Masken an Obdachlose. In einem ersten Durchgang hatten Bund und Land schon einmal 65.000 zur Verfügung gestellt.

Informationen für Zugewanderte über bestehende Netzwerke

Mit Blick auf mehrsprachige Aufklärung und Information erklärte Zoerner, dass die bestehenden Strukturen und Netzwerke in Dortmund sich etabliert haben. „Wir haben schon, als es darum ging, über das Coronavirus zu informieren, auf Sprach- und Kulturvermittler*innen zurückgegriffen, die die Menschen aus den Netzwerken und Projekten bereits kannten. Wir haben sehr von diesen Strukturen und den bestehenden Kontakten profitiert. Diese nutzen wir auch, um den Menschen Hilfestellung beim Thema Impfen zu bieten.“ Die Krisenstabsleiterin kritisierte: „Wir haben bei der Landesregierung mehrfach angeregt, die Kommunen bei dieser Art von Projekten flächendeckend zu unterstützen, doch es ist dahingehend nichts passiert. Nach den Diskussionen um den Ausbruch bei Tönnies sind offenkundig keine Schlüsse gezogen worden.“

Auch die neue „Integreat-App“ informiert zugewanderte Dortmunder*innen in elf Sprachen über die Corona-Pandemie, Covid-19 und Impfungen.

Text: Elena Hesterkamp
Quelle: Stadt Dortmund

Bild: Dortmund Agentur/ Elena Hesterkamp

Video: Quelle Youtube/Stadt Dortmund

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