Ab 24. Februar: Revier im Wandel – Ausstellung im LWL-Landesmuseum

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Hinsetzen, zuschauen und zuhören: Mit Bild, Ton und Erinnerungsstücken erzählt die Ausstellung die Geschichte von acht Familien. Bild: LWL/Hudemann
Hinsetzen, zuschauen und zuhören: Mit Bild, Ton und Erinnerungsstücken erzählt die Ausstellung die Geschichte von acht Familien. Bild: LWL/Hudemann
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Ruhrgebiet im Wandel – LWL-Industriemuseum Zeche Zollern zeigt Ausstellung „RevierGestalten“

Das Ruhrgebiet ist eine Region des Wandels. Wo einst Bergleute Kohle abgebaut haben, sind heute Kulturstätten und Museen. Ein Beispiel ist das LWL-Industriemuseum auf Zeche Zollern. Dort widmet sich vom 24. Februar bis 28. Oktober eine Ausstellung mit dem Titel „RevierGestalten – Von Orten und Menschen“ den Veränderungen der einstigen Bergbau-Region.

Mit der Schließung der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop endet im Dezember die Ära des Steinkohlenbergbaus in Deutschland. Die Kohlenkrise an der Ruhr begann schon vor 60 Jahren. Seither hat sich die Region enorm gewandelt. Diesen Veränderungen widmet sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in der neuen Ausstellung „RevierGestalten – Von Orten und Menschen“.

Die Schau richtet den Blick auf Orte des Wandels und stellt Frauen und Männer vor, die den Prozess beeinflusst und miterlebt haben. Fotografien, Filme, Dokumente und Exponate wie Modelle, Banner, Werkzeuge, Kleidungsstücke und Instrumente veranschaulichen den Weg von der Zeche zum Museum, den Kampf um Zechensiedlungen sowie die Umnutzung industrieller Gebäude. In Videos erzählen Nachfahren ehemaliger „Zolleraner“, welche Spuren die Bergbauvergangenheit in ihrem Leben hinterlassen hat.

Eröffnung mit Einführung der Kuratorinnen

„Die Zeche Zollern wie das ganze LWL-Industriemuseum sind überzeugende Beispiele für einen gelungenen Strukturwandel. Als sich 1966 die Tore für den Betrieb der Zeche Zollern schlossen, konnte sich niemand vorstellen, dass eines Tages allein dieser Ort über 100.000 Menschen pro Jahr in seinen Bann ziehen würde. Wo einst Energie in Form von Kohle produziert wurde, produzieren wir heute neue Energie durch Industriekultur“, sagt Dirk Zache, Direktor des LWL-Industriemuseums.

Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 23. Februar, um 18:00 Uhr mit Dieter Gebhard, Vorsitzender der LWL-Landschaftsversammlung und Bärbel Bergerhoff-Wodopia von der RAG-Stiftung. Die Kuratorinnen Jana Flieshart und Jana Golombek geben eine Einführung. Für die musikalische Begleitung sorgt das Ruhrkohle Orchester.

Ausstellungs-Reihe zum Ende des Steinkohlebergbaus

Die Ausstellung „RevierGestalten – Von Orten und Menschen“ ist die erste einer Reihe von Ausstellungen, die das LWL-Industriemuseum 2018 unter dem Dach der Initiative „Glückauf Zukunft!“ zum Ende des Steinkohlenbergbaus an seinen fünf Standorten im Ruhrgebiet zeigt.

Als wertvoller Schatz für die Vorbereitung der Schau erwiesen sich mehr als 100 Interviews mit ehemaligen Bergleuten, die das LWL-Industriemuseum in den 1980er Jahren führte.

Geschichte der Zeche Zollern

Im Erdgeschoss der historischen Zechenwerkstatt erzählt das LWL-Industriemuseum zunächst seine eigene Geschichte: Es geht um den Werdegang der Zeche Zollern von der Schließung bis zur Einrichtung als Museum. Zeitungsausschnitte, Fotos und Interviews zeigen Beteiligte und Motive der damaligen Rettung. Prospekte erinnern an die frühen 1980er Jahre, als ein Möbelhändler die Lohnhalle als Verkaufsraum nutzte. Rosa Gummistiefel gehörten zur Schutzkleidung einer Wissenschaftlerin, die in den 1980ern Akten der Zeche Zollern sichtete. Kauenkörbe und Werkzeuge stehen für den Grundstock der heutigen Museumssammlung.

Kampf um Zechensiedlungen

Viel Raum widmete das Ausstellungsteam dem Kampf um Zechensiedlungen im Revier – Eisenheim in Oberhausen, Rheinpreußen in Duisburg, die Auguststraße in Gelsenkirchen und die Alte Kolonie Eving in Dortmund haben alle ihre eigene Geschichte. „Manche Initiativen waren erfolgreich, andere konnten den Abrissbagger nicht stoppen. Gemeinsam aber ist allen, dass Menschen sich zusammen taten, um für ihr zu Hause und ihr soziales Umfeld zu kämpfen“, erklärt Kuratorin Jana Golombek vom LWL-Industriemuseum. So zeigt ein Plakat aus dem Jahr 1981 protestierende Frauen in der Gelsenkirchener Auguststraße, unter ihnen die 85-jährige „Oma Kiliman“, die damals als „älteste Hausbesetzerin der Republik“ in die Geschichte einging.

Karten und Modelle

Karten und Modelle veranschaulichen die Stadt- und Siedlungsplanung im Revier seit den 1960er Jahren. Dem Blick in die Geschichte fügt die Ausstellung mit Planspielen für die Brache des Dortmunder Unternehmens Hoesch Spundwand ein aktuelles Beispiel hinzu. Als erfolgreiches Muster für die Nutzung ehemaliger Industriegebäude als Kulturorte stellt die Ausstellung den Bahnhof Langendreer in Bochum und die Essener Zeche Carl vor. „Auch dies sind Beispiele für eine starke Bewegung von unten, die sich ihre Freiräume im Ruhrgebiet erobert und stillgelegte Industriegebäude neu genutzt hat“, so Golombek. Ausschnitte aus dem Film „Das Gegenteil von Grau“ zeigen aktuelle Initiativen im Ruhrgebiet und beantworten die Frage, was die Menschen im Revier dazu bewegt, aktiv zu werden und ihr Umfeld zu gestalten. Auf einem stilisierten „Marktplatz“ in der Mitte der Ausstellungsfläche können die Museumsbesucher in alten Zeitungen blättern oder auf Ruhebänken aus Paletten eine Runde Memory spielen: Den ersten Satz der Motive bekommen sie am Eingang in einem Kiosk ausgehändigt, das jeweils zweite Stück können sie an den einzelnen Ausstellungsstationen einsammeln.

Interviews mit „Zolleraner“ und ihren Familien

Auf der Galerie im Obergeschoss der historischen Zechenwerkstatt stellt das LWL-Industriemuseum ehemalige „Zolleraner“ Bergleute und deren Nachfahren vor. Mit acht Familien haben die Ausstellungsmacherinnen Kontakt aufgenommen und Interviews geführt. „Wir wollten wissen, welche Rolle der Bergbau für die Kinder, Enkel oder Urenkel der aktiven Generation noch hat und was die wandelnde Industrielandschaft für jeden einzelnen bedeutet“, erklärt Historikerin Jana Flieshart, die für diesen Teil der Ausstellung verantwortlich ist. Auf Bänken, oder auch mal bequem im Liegestuhl, können sich die Besucher vor Bildschirmen niederlassen und sehen und hören, was die Familienmitglieder zu berichten haben. Teile der alten Interviews aus den 1980er Jahren hat das Industriemuseum nachsprechen lassen und stellt diese ebenfalls in Auszügen vor. Fotos, Texte und persönliche Erinnerungsstücke aus dem Besitz der Familien ergänzen die Präsentation.

Zum Schluss der Ausstellung sind die Besucher eingeladen, Kommentare zum Ruhrgebiet und ein ausgedrucktes Selfie auf eine Pinnwand zu kleben und damit selbst zu „Reviergestalten“ zu werden.

Lesungen mit „Geschichten vom Pütt“

Begleitend zur Ausstellung bietet das LWL-Industriemuseum in Kooperation mit dem Fritz-Hüser-Institut eine Reihe von Lesungen mit dem Schauspieler Felix Lampert an. Er liest mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten aus Romanen, Erzählungen und Gedichten. Der Eintritt ist frei.

Lesungen finden an folgenden Terminen statt:

13. März, 18:00 Uhr: Geschichten vom Pütt I – „Seilfahrt“
17. April, 18:00 Uhr: Geschichten vom Pütt II – „Siedlung“
11. September, 18:00 Uhr: Geschichten vom Pütt III – „Grubenpferde“
9. Oktober, 18:00 Uhr: Geschichten vom Pütt IV – „vor Kohle“

Das LWL-Industriemuseum Zeche Zollern, Grubenweg 5, ist geöffnet dienstags bis sonntags von 10:00 bis 18:00 Uhr.

Der Eintritt in das Museum kostet für Erwachsene 4 Euro, für Kinder und Jugendliche 2 Euro und ermäßigt 2,50 Euro.

LWL-Industriemuseum Zeche Zollern 

Webseite Ausstellung „RevierGestalten“

Quelle: https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/nachrichtenportal/alle_nachrichten/nachricht.jsp?nid=518018

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