Seltener Kindernotarztwagen fährt seit 25 Jahren durch Dortmund

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Das Kinder-Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) des Klinikums Dortmund ist mittlerweile seit 25 Jahren in Betrieb. Ausgestattet mit zusätzlichem Equipment wie z.B. Beatmungsgeräten für Kinder ist der Einsatzwagen besonders für junge Patient*innen gerüstet. Ein*e Arzt*Ärztin sowie eine Intensiv-Pflegekraft aus dem Westfälischen Kinderzentrum des Klinikums begleiten jeden Einsatz. Das Kinder-NEF, das zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) betrieben und von der Feuerwehr getragen wird, ist eins von zwei deutschlandweit seltenen Einsatzfahrzeugen speziell für Kinder.

„Kinder brauchen eine ganz eigene Behandlung. Das gilt nicht nur für den Krankenhausaufenthalt, sondern auch für die Notfallversorgung“, sagt Dr. Michael Hofmann, Oberarzt im Westfälischen Kinderzentrum des Klinikums und Leiter des Kinder-NEF. „Was nämlich oft vergessen wird: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.“ Deswegen sei im Kinder-NEF sämtliches Equipment von den Medikamenten bis hin zu den technischen Geräten komplett auf die jungen Patient*innen angepasst. „Egal, ob internistische Krankheitsbilder wie Atemnot oder Krampfanfälle oder chirurgisch-traumatische Notfälle wie Verbrennungen, wir sind auf sämtliche Einsätze bei allen Altersgruppen der Kinder optimal vorbereitet.“

Geschichte des Kindernotarztwagens

Anfang April 1996 war der erste Dortmunder Baby-Notarztwagen (Baby-NAW) nach langem Ringen an der Kinderklinik (K3) in Dienst gegangen. In der Zeitung wurde sogar von einer „schwierigen Geburt“ geschrieben. Doch von Anfang an. Im August 1994, nach jahrelangen gescheiterten Bemühungen um die Installation eines Baby-NAWs, kam Bewegung in das Thema.

Mit Unterstützung zweier Elterninitiativen (Elterninitiative herzkranker Kinder und Gruppe „Frühchen“), dem DRK-Dortmund und dem privaten Pflegebüro Bahrenberg bekundeten gleich zwei Träger das Fahrzeug zu betreiben und zu beschaffen. Die erste Hürde, die Beschaffung des auf ca. 200.000 DM geschätzten teuren Fahrzeuges, meisterten die beiden Elterninitiativen durch einen Spendenaufruf in der Stadt, denn der Stadtkasse durften keine Kosten entstehen. Sie konnten den damaligen Bürgermeister Günter Samtlebe als Schirmherr für die Initiative gewinnen, unterstützt durch den damaligen Leiter der Neugeborenenstation Dr. Gerd-Jürgen Stock konnte der Betrag innerhalb von sechs Monaten von spendenbereiten Bürger*innen und Firmen aus Dortmund gesammelt werden. Aus finanzieller Sicht stand der Anschaffung des Fahrzeuges nichts mehr im Wege. Auch die laufenden Kosten der ca. 600 bis 900 DM pro Jahr anfallenden Einsätze waren durch die Zusagen der Krankenkassen gedeckt.

Die Stadt wollte den Baby-NAW auch in den Rettungsdienstbedarfsplan mit aufnehmen, scheiterte aber an der notwendigen Unterstützung von Kostenträgern und Aufsichtsbehörden. Hier war man der Meinung, dass die vorhandenen Rettungswagen ausreichend Schutz auch für Babys gewährleisteten, diese Ansicht teilte auch das Ministerium in Düsseldorf. Nach Erfahrungen der Ärzt*innen in der Kinderklinik war dies aber nicht der Fall, denn ein Rettungswagen musste bei Bedarf erst über die Leitstelle der Feuerwehr angefordert werden, dieser machte sich dann auf den Weg zur Kinderklinik, lud dort das Fachpersonal und den Inkubator ein. Dies kostete wertvolle Zeit und die empfindsamen Frühchen wurden im Rettungswagen oft unsanft durchgeschüttelt, so dass die Gefahr von Hirnblutungen bestand.

Neben der Frage der Trägerschaft und die daraus resultierenden rechtlichen Fragen für jeden Einsatz gab es auch gesetzliche Hürden zur Ausstattung des Fahrzeuges mit einem BOS-Funkgerät. Anfang des Jahres 1996 waren dann alle Hürden gemeistert und der Baby-NAW konnte im April an der Kinderklinik, besetzt mit eine*r Kinderarzt*ärztin, Kinderkrankenpersonal und einer speziell geschulten Rettungsassistenz, seinen Dienst aufnehmen.

Stadt Dortmund übernimmt Trägerschaft

2013 beschaffte die Stadt Dortmund ein neues Fahrzeug für Kindernotfälle. Die Trägerschaft hatte nun die Stadt Dortmund übernommen und das Fahrzeug als Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) in den Rettungsdienstbedarfsplan aufgenommen. So wurde aus dem Baby-NAW ein Kinder-NEF. Das Fahrzeug war nun nicht mehr mit einem Transportinkubator ausgestattet, da die Rettungswagen der neuen Generation mit gefederten Tragetischen ausgerüstet sind und der Transport der empfindlichen Frühchen schonend erfolgen kann. Ebenfalls viel ein großer Teil der Fahrten zwischen Frauenklinik und Kinderklinik weg, da neben dem Kreissaal mehrere Intensivbetten für Kinder eingerichtet worden sind.

Das Kinder-NEF ist neben der normalen NEF-Ausstattung mit zusätzlichen Gerätschaften für die Versorgung von Kindern ausgestattet. Hierzu zählt besonders das „Baby-Pot“, ein Leicht-Inkubator für den Wärmeerhalt des Neugeborenen und spezielle Rückhaltesysteme für den Transport von Kindern auf den Tragen. Bei der Besatzung hat sich nur die Qualifikation des*der Kinderarztes*ärztin geändert, diese*r muss nun auch den Fachnachweis eines*einer Notarztes*ärztin haben, da das Fahrzeug auch bei Bedarf im Regelrettungsdienst eingesetzt wird.

Nach 25 Jahre hat nun die Planung für eine Ersatzbeschaffung des Kinder-NEF begonnen.

Quelle :Stadt Dortmund

Bild: Dotmund Agentur/ Katharina Kavermann

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