Studie zum Projekt „Smart Rhino“ fällt positiv aus – Neues Quartier in der Innenstadt-West

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Ein urbanes Quartier mit Zukunftscampus, das soll auf dem rund 52 Hektar ehemaligen HSP-Gelände im Unionviertel entstehen. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde die Realisierbarkeit des Zukunftsprojektes untersucht und bewertet. Das Ergebnis mit Stand Februar 2020 liegt vor und fällt positiv aus.

Die Studie enthält für die weiteren Planungs- und Entscheidungsschritte grundlegende Aussagen zur Umsetzung der Projektziele und stellt eine Zusammenfassung des derzeitigen Stands der Untersuchungen dar.

Neben einer Konkretisierung der Ideen des Projektes werden dessen Einbettung in örtliche und regionale Initiativen und Entwicklungsprojekte (wie „nordwärts“, IGA Metropole Ruhr 2027 und Ruhr-Konferenz) dargestellt. Die wesentlichen Ergebnisse der durchgeführten Teiluntersuchungen zur Machbarkeit (Verkehrsgutachten, Klimaanalysen, Bodenmanagementgutachten usw.) werden erläutert. Auch städtebauliche Umsetzungskonzepte (Struktur- und Nutzungskonzept, Freiflächenkonzept, Mobilitätskonzept) werden in der Machbarkeitsstudie skizziert.

Rückblick auf den Startschuss

Am 23. Mai 2019 hatte der Rat der Stadt Dortmund die Verwaltung beauftragt, zusammen mit der Thelen Gruppe als Grundstückseigentümerin des ehemaligen HSP-Geländes die Prüfung der Machbarkeit für die Wiedernutzung der Fläche durchzuführen. Darüber hinaus wurde die Verwaltung beauftragt die Entwicklung der Projektidee SMART RHINO als urbanes Quartier im Sinne eines neuen Lebens-, Wissens- und Technologieparks sowie als neuen zentralisierten Standort für die Fachhochschule Dortmund mit der Grundstückseigentümerin zu konkretisieren.

Auf der Grundlage des Ratsbeschlusses haben die beteiligten Projektinitiatoren (die Thelen Gruppe, die Stadt Dortmund, die IHK zu Dortmund und die FH Dortmund) intensiv an der Fortentwicklung der Konzeptidee, der Konkretisierung des Nutzungskonzeptes und den dafür notwendigen fachspezifischen Grundlagen sowie der Machbarkeitsstudie gearbeitet.

Die Idee „Smart Rhino“

„Smart Rhino“ soll als Zukunftsprojekt in einem neuen Lebens-, Bildungs-, Wissens- und Technologieraum entwickelt werden. Getragen durch ein breites Netzwerk soll auf der ehemaligen HSP-Fläche im Stadtbezirk Innenstadt-West ein urbanes smartes Quartier entstehen unter Einbeziehung des Zukunftscampus der Fachhochschule Dortmund. Die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen und nutzbar zu machen – dies soll dazu beitragen, gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern. „Mit ‚Smart Rhino‘ entsteht ein beispielhafter Innovationsraum auf einer innerstädtischen Industriebrache mit internationaler Pilotwirkung, und zwar nicht nur für Dortmund sondern für die gesamte Region“, sagt Oberbürgermeister Ullrich Sierau.“Smart Rhino“ steht für Urbanität. Es soll ein ganz neuer Lebensraum mit Angeboten für Leben und Lernen, für Wohnen und Arbeiten, für Freizeit und Gesundheit und mit zukunftsfähiger Infrastruktur sowie Mobilität entstehen.

Mit öffentlichen Plätzen, sogenannten „dritten Orten“, die neben Wohnung und Arbeitsplatz Räume für die Begegnung, für Austausch und das Miteinander bieten. Die Grünflächen und Parklandschaften werden von allen gemeinschaftlich genutzt: als Entspannungs- und Rückzugsorte. „Mit „‚Smart Rhino‘ wird eine sinnvolle städtebauliche Weiterentwicklung der Stadt verfolgt, indem die Innenstadt und das Unionviertel mit dem Stadtteil Dorstfeld sowie dem nördlich gelegenen Stadtteil Huckarde verknüpft werden. Wir erwarten positive Entwicklungsimpulse, die in die Stadtteile hinein wirken“, sagt Planungsdezernent Ludger Wilde.

Einbettung in lokale und regionale Projekte

Neben der Einbindung in die Projektzusammenhänge „nordwärts“ und „Smart City“ hat das Projekt SMART RHINO konkrete Bezüge zu weiteren Großprojekten der Stadt Dortmund und der Region.

„Diese Kooperation wird die Stadt weiter nach vorne bringen. Mit ‚Emscher nordwärts‘ hat die Stadt Dortmund ein großräumiges und innovatives Strukturwandelprojekt in den Fokus der gesamtstädtischen Entwicklung gerückt. In der fünf Kilometer langen Entwicklungsachse als Teil des neuen Emschertals werden Naturraum und urbane Gebiete, Tradition und Moderne miteinander verbunden. ‚Emscher nordwärts‘ ist Teil der drei Zukunftsstandorte im Rahmen der IGA Metropole Ruhr 2027. Das ehemalige HSP-Gelände wird Teil des Zukunftsgartens ‚Emscher nordwärts‘ sein“, ordnet Oberbürgermeister Ullrich Sierau ein.

Im Themenfeld „Gelebte Vielfalt – starker Zusammenhalt“ der Ruhr-Konferenz wurde das Leitprojekt Ruhr Academy on Smart Metropolitan Transformation eingebracht. Hier sind die Projekte „Emscher nordwärts“ und „Smart Rhino“ als Innovationsraum beschrieben, in dem Strategien, Konzepte, Verfahren und Instrumente für die Entwicklung der Region zur „Smart Cities Region Ruhr“ entstehen, erprobt und implementiert werden sollen. Zugleich geht es um den Transfer der im Innovationsraum gewonnenen Erkenntnisse in die Region hinein und in Metropolräume weltweit. Die Idee „Smart Rhino“ wird in den nächsten Arbeitsschritten zur Ruhr-Konferenz weiterqualifiziert.

Städtebauliches Struktur- und Nutzungskonzept

Die erste städtebauliche Grundidee der Stadt Dortmund von 2016 wurde durch das Architekturbüro Koschany+Zimmer Architekten KZA im Auftrag der Thelen Gruppe konzeptionell vertieft. Das städtebauliche Strukturkonzept basiert auf der Schaffung einer Grundordnung für die Vielfalt zukünftiger Nutzungen. Von zentraler Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Verknüpfung von „Smart rhino“ mit dem angrenzenden Stadtraum. Auf die Durchmischung der verschiedenen Nutzungsbereiche wie Fachhochschule, Berufskolleg, Wohnen und Science Factory (Inkubator für Innovationen) wurde von Beginn an besonderer Wert gelegt.

Das gesamte Projektgebiet wird durch öffentliche und private Grünflächen geprägt. Zusätzlich nehmen Grünachsen die über das Gebiet hinausreichende Nord-Süd-Achse entlang der Emscher auf. Das aktuelle Strukturkonzept stellt noch nicht den abschließenden städtebaulichen Entwurf dar, sondern dient als Grundlage für die Kostenbetrachtung und den geplanten städtebaulichen Realisierungswettbewerb.

Mobilität und Energieversorgung

„Smart Rhino“ verfolgt die Vision eines klimafreundlichen Stadtquartiers mit einer stark reduziertem CO2-Bilanz. Insbesondere das Mobilitätskonzept ist mit seinem umfassenden Ansatz der strukturellen Verkehrsvermeidung ein wesentliches Element der neuen Quartiersentwicklung. Die prognostizierte Reduktion des Kfz-Verkehrs um mehr als 50 Prozent im Vergleich zu entsprechenden Quartieren in Dortmund ist erreichbar, wenn das Mobilitätskonzept wie vorgeschlagen umgesetzt wird, so die Studie. Die Anbindung und Vernetzung per öffentlichem Personennahverkehr soll über den Ausbau der Stadtbahn und eine Verlängerung der H-Bahn von der TU Dortmund über SMART RHINO bis zum Hafen erfolgen. Die Planung und Umsetzung der mobilitätsbezogenen Maßnahmen sind integraler Bestandteil der weiteren planerischen Gebietsentwicklung.

„Wir brauchen dringend eine Anbindung des Quartiers mit der H-Bahn, um den Bedürfnissen der Menschen die dort in Zukunft wohnen, studieren und arbeiten gerecht zu werden. Zudem ist die H-Bahn das modernste öffentliche Verkehrsmittel unserer Stadt. Durch die Integration neuer Mobilitätsformen und der Gestaltung von Parkflächen in den Randbereichen, zeigt Dortmund wie Stadt der Zukunft funktionieren wird“, erläutert Thomas Westphal, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund.

Ein abschließendes Energiekonzept wird in der weiteren Planungsstufe erstellt. Wesentliche Bausteine, die diesbezüglich von der Thelen Gruppe angedacht werden, sind unter anderem Autarkie, Modularität, Sektorenkopplung, Nutzung der Abwärme aus dem naheliegenden Kanalsystem der Emschergenossenschaft und Nutzung von grünem Wasserstoff als emissionsfreien Energieträger.

Zielsetzung der Thelen Gruppe ist es, neuste Technologien und Energiekonzepte einzusetzen und vor allem für die Menschen nutzbar zu machen, die in dem Zukunftsquartier wohnen, arbeiten, lernen und leben werden. Dieser Ansatz beginnt bereits beim Bau des Quartiers und richtet den Blick auf eine langfristige und klimagerechte Bewirtschaftung.

Zukunft Fachhochschule Dortmund

Die Fachhochschule Dortmund ist auf dem Weg zu einem neuen Hochschultyp, der Transformationsprozesse mitgestaltet und einen verantwortungsvollen Beitrag bei gesellschaftlichen Herausforderungen leistet. Dafür bietet sich im Zentrum des neuen Quartiers eine einmalige Chance. „Das wäre ein neuer Typus Hochschule, der als Referenz für andere Hochschulen und Standorte dienen kann“, erläutert Prof. Dr. Wilhelm Schwick, Rektor der FH Dortmund. „Gleichzeitig könnte es eine Lösung für unsere Unterbringungsproblematik sein. Derzeit stoßen wir beim Lehrbetrieb räumlich bereits an unsere Grenzen.“

Gebäude-Erbe mit prägendem Charakter für die Zukunft

Auf dem Gelände befinden sich drei denkmalwürdige Gebäude, die mit ihrer Industriearchitektur des 20. Jahrhunderts identitätsstiftend für die neue Adresse wirken: die ehemalige Walzendreherei, die sogenannte Feldherrnhalle und das sogenannte Emscherschlösschen. Als historisches Erbe und Zeugnis der vergangenen Nutzung stellen sie auf der 52 Hektar großen Fläche wichtige baukulturelle Ankerpunkte dar und werden als solche in die Planungen integriert.

Als Nutzungsmöglichkeiten sind derzeit Co-Working-Spaces, Gastronomie, Lofts und Nutzungen durch die Fachhochschule angedacht. Im weiteren Projektverlauf werden diese Gebäude einer detaillierten Prüfung hinsichtlich der Umsetzbarkeit der angestrebten Nutzungen als Grundlage für die weiteren Umbauplanungen unterzogen.

Kostenbetrachtung und Förderprogramme

Hinsichtlich der notwendigen Kosten trifft die Machbarkeitsstudie anhand einer Kostenbetrachtung der Thelen Gruppe erste Aussagen. Die maßgeblichen Baukosten für die Nutzungen Wohnen und Kita, Fachhochschule, Berufskolleg, Science Factories, Gastronomie und Hotelgewerbe und Parkraum ergeben eine Summe von rund 1,74 Milliarden Euro.

Darin enthalten sind die Kosten für die Grundstücksherstellung, die Erschließung (Straßen, Wege, Plätze) einschließlich der Grün- und Gewässerflächen, die Spielplatzflächen und die Oberflächenentwässerung/Strom/Medien. Diese Kosten werden von der Thelen Gruppe als Investor größtenteils getragen. Eine Preissteigerungsrate wurde bereits berücksichtigt.

Für die Herstellung der schienengebundenen Mobilität (Stadtbahn und H-Bahn) ist eine Gesamtsumme der Baukosten von rund 110 Millionen Euro ermittelt worden. Diese werden im weiteren Verfahren noch genauer geprüft. Die Finanzierung soll unter Zuhilfenahme von Fördermitteln durch die Stadt erfolgen. Die Gesamtinvestitionssumme für das Projekt SMART RHINO beläuft sich somit auf rund 1,8 Milliarden Euro.

„Smart Rhino“ wird durch seine Dimension sowie den integrierten und zugleich innovativen Ansatz wegweisende Impulse für die Stadtentwicklung in Dortmund und weit darüber hinaus setzen. „Diese Größenordnung spiegelt sich natürlich auch in den Projektkosten wider. Wir sind davon überzeugt, dass wir durch den Schulterschluss mit unseren Partnern und den Einsatz von Fördermitteln langfristig Erfolg haben werden. Dafür werden wir als Investor im besonderen Maße die Verantwortung übernehmen“, verdeutlicht Christoph Thelen von der Thelen Gruppe.

Nächste Schritte und Beteiligung der Bürger*innen

Ab Herbst 2020 soll ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb vorbereitet und in 2021 durchgeführt werden. Zuvor wird die Öffentlichkeit in die weitere Konkretisierung eingebunden. Mit dieser frühen Einbindung der Stadtgesellschaft in den Entwicklungsprozess wird „Smart Rhino“ weitere Impulse erhalten. Eine frühzeitige Einbindung und Beteiligung der Bürger*innen ist zugleich ein wichtiger Aspekt einer transparenten Prozessgestaltung. Darüber hinaus werden lokales Expert*innenwissen aktiviert sowie Akzeptanz und Identifizierung des Projekts insgesamt als Realisierungsvoraussetzung angelegt.

Durch die Einbettung in das Dekadenprojekt „nordwärts“ der Stadt Dortmund, einem breit angelegten Dialog- und Beteiligungsverfahren zur Erarbeitung einer Entwicklungsstrategie für den Norden Dortmunds, bietet SMART RHINO den Bewohner*innen Dortmunds einmalige Chancen zur Mitentwicklung und Mitgestaltung der Stadt von morgen. SMART RHINO wird als neues Quartier ein Transformationsprojekt der Smart City werden und sich damit an der Smart City Charta der Bundesregierung von 2017 orientieren. Weitere neue Partizipationsformate wie Mitmachangebote, Reallabore und Experimentierfelder werden angewendet.

Quelle: Stadt Dortmund

Bild: Thelen Gruppe

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