Klimawandel – Emscher-Kommunen starten gemeinsame Offensive „Wasser in der Stadt von morgen“

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Hans-Jürgen Best (Stadtdirektor der Stadt Essen), Ursula Mehrfeld (Geschäftsleitung der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur), Karlheinz Friedrichs (Stadtrat Stadt Herne), Ludger Wilde (Stadtrat Stadt Dortmund), Dr. Emanuel Grün (Vorstand EGLV) (v.l.) stehen an den Auffangtassen für Regenwasser an der Kokerei Hansa. Bild: Dortmund-Agentur / Roland Gorecki
Hans-Jürgen Best (Stadtdirektor der Stadt Essen), Ursula Mehrfeld (Geschäftsleitung der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur), Karlheinz Friedrichs (Stadtrat Stadt Herne), Ludger Wilde (Stadtrat Stadt Dortmund), Dr. Emanuel Grün (Vorstand EGLV) (v.l.) stehen an den Auffangtassen für Regenwasser an der Kokerei Hansa. Bild: Dortmund-Agentur / Roland Gorecki
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Auf dem Weg zu einer Vorzeigeregion für den Umgang mit dem Klimawandel: Die Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ startet eine neue Offensive. Die Emscher-Städte wollen jetzt bereits erarbeitetes Wissen untereinander austauschen. Viele Projekte wurden bereits erfolgreich angestoßen und umgesetzt.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 setzt sich die Initiative für klimafreundlichere Städte ein. Die Ziele: Die Anpassung unserer Städte an den Klimawandel, ein intelligenter Umgang mit Wasser bei der Stadtplanung – und zuletzt die „wassersensible Stadt“. Jetzt sollen weitere Schritte folgen, um bereits erarbeitetes Wissen unter den Emscher-Kommunen auszutauschen.

„Mit der Zukunftsinitiative setzen wir auf einen integrierten Ansatz““, sagt Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft. „Wenn Wasserwirtschaft und Stadtplanung eng zusammenarbeiten, erreichen wir sowohl mehr Wohnwert und Attraktivität für unsere Städte und Fortschritte beim Strukturwandel als auch bestmögliche Lösungen für einen Umgang mit Starkregen und die Entwicklung naturnaher Gewässer.“

Die Umwelt-, Bau- und Planungsdezernenten der Emscherstädte haben verabredet, in einem „Maßnahmenplan2020+“ gemeinsam vorzugehen. Dazu dienen kommunale Handlungsempfehlungen, einheitliche Arbeitshilfen für wassersensible Bauleitplanung, gemeinsame Empfehlungen zum Umgang mit dem Klimawandel usw. Dazu gehört auch eine gesundheitsförderliche Stadtentwicklung mit grün-blauer Infrastruktur, aber auch die Einbeziehung von Wasser in integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte. Damit dies auch funktioniert, hat jede Kommune einen Stadt-Koordinator benannt, der die Ziele der Zukunftsinitiative in der jeweiligen Verwaltung umsetzt. Dr. Grün: „Bis Ende 2018 wollen wir einen Fahrplan mit den nächsten konkreten Meilensteinen für die Entwicklung und Umsetzung unserer Zukunftsstrategien in allen Kommunen erarbeiten.“

Außerdem tauscht man sich regelmäßig über Fachgrenzen hinaus aus – Architekten und Wasserwirtschaftler, Juristen, Gesundheitsexperten und Wohnungswirtschaft sowie interessierte Bürger bringen ihr Wissen ein.

Begrünung vor allem bei Umbauten im Bestand

Ein Projekt sorgte dabei bereits für Aufsehen: Gründächer in den Innenstädten sollen helfen, dass die Bevölkerung auch in Hitzeperioden „kühlen Kopf bewahren“ kann. „Wir wollen erreichen, dass solche Begrünungsmaßnahmen nicht nur beim Neubau, sondern vor allem auch bei Umbauten im Siedlungsbestand realisiert werden“, sagt Beigeordneter Ludger Wilde aus Dortmund. „In Essen und Dortmund sind entsprechende Beschlüsse von den kommunalen Gremien bereits gefasst worden – damit sind wir auf dem Weg zu einer Vorzeigeregion für den Umgang mit dem Klimawandel.“

Um Hochwasserschutz, Starkregenvorsorge sowie die Belange der Klimaanpassung stärker in den Fokus von Bebauungsplänen zu rücken, hat die Zukunftsinitiative der Emscher-Kommunen eine Arbeitshilfe für die Wassersensibilität in Bebauungsplänen entwickelt. Die Stadt Dortmund hat diese Arbeitshilfe Ende 2017 in die Bebauungsplanbearbeitung integriert. Sie unterliegt einem ständigen Weiterentwicklungsprozess und entwickelt sich in der Anwendung in den verschiedenen Städten immer weiter.

Auf dem Gelände der Kokerei Hansa wird Regenwasser aufgefangen und in die Emscher weitergeleitet. Bild: Dortmund-Agentur / Roland Gorecki
Auf dem Gelände der Kokerei Hansa wird Regenwasser aufgefangen und in die Emscher weitergeleitet.
Bild: Dortmund-Agentur / Roland Gorecki

In Dortmund befindet sich auch ein Vorzeigeprojekt der Regenwasser-Verwertung: Auf dem Gelände der Kokerei Hansa in Dortmund-Huckarde arbeitet seit 2017 ein Regenwasser-Trennsystem. Eine Anlage sammelt Regenwasser und leitet dieses in trockenen Zeiten in die Emscher, anstatt in die Kanalisation.

Dortmunder Checkliste für Überflutungsvorsorge

Die Stadt Dortmund hat die Belange der Hochwasser-/ Überflutungsvorsorge, bereits vor der „Arbeitshilfe Wassersensibilität“ mittels einer eigenen Checkliste für Überflutungsvorsorge bei der Bebauungsplanaufstellung abgeprüft. Diese Dortmunder Checkliste für Überflutungsvorsorge war unter anderem Grundlage für die Erarbeitung der nun aktuell vorliegenden emscherweiten Arbeitshilfe für Wassersensibilität in Bebauungsplänen.

Auf der Grundlage der Dortmunder Checkliste für Überflutungsvorsorge sind in der Vergangenheit beispielsweise in folgende Bebauungspläne Maßnahmen zur Überflutungsvorsorge integriert worden.

  • Einrichtung eines Notwasserwegs (EV 148 -Wohnsiedlung Am Eckey)
  • Integration von Niederschlagswasserbeseitigungsflächen (Hu144 –Am Rahmer Wald)
  • Objektschutzmaßnahmen (EV 151 Im Löken/Lohkampweg)

Durch den Einsatz der Arbeitshilfe erwartet die Stadt Dortmund einheitlich gut aufgestellt Bebauungspläne, die den Anforderungen einer zukunftsfähigen wassersensiblen Stadtentwicklung standhalten.

Förderung für Klimainseln beantragt

Um die Widerstandsfähigkeit der Stadt gegenüber Starkregen zu verbessern und die Stadt wassersensibler zu gestalten, beabsichtigt die Stadt Dortmund, dass Niederschlagswasser, sofern möglich, auch in bereits seit Jahrzehnten bebauten Gebieten ortsnah bewirtschaftet und Speicherkapazitäten für Starkregen geschaffen werden. Darüber hinaus schafft sie so genannte Klimainseln. Das sind naturnah gestaltete Grünflächen, die Niederschlagswasser zur Versickerung und zur Retention bei Starkregen aufnehmen können. Die Stadtentwässerung Dortmund hat städtische Flächen hinsichtlich einer entsprechenden Nutzung untersucht.

Im Pilotgebiet im Stadtbezirk Lütgendortmund und Teilen des Stadtbezirkes Innenstadt-West sowie dem Gebiet Soziale Stadt Westerfilde/Bodelschwingh wurde zunächst bewertet, wie die vorhandenen städtischen Grün- und Brachflächen zur Regenwasserbewirtschaftung und zur Überflutungsvorsorge genutzt werden können. Dafür wurden vier geeignete Flächen in den Stadtbezirken Lütgendortmund und Innenstadt-West ausgewählt. Mit dem Regenwasser von den angrenzenden Wegen und der Dachentwässerung der anliegenden Grundstücke sollen jetzige Brachflächen im Sinne des Überflutungsschutzes aufgewertet werden.

Zur Realisierung der Klimainseln wurde ein Förderantrag gestellt. Die Gesamtkosten für die ersten vier Klimainseln betragen circa 1,2 Millionen Euro mit einer 80-prozentigen Fördersumme von 0,95 Millionen Euro und einem 20-prozentigen Eigenanteil von 0,24 Millionen Euro. Die Förderung wurde für 2018 und die Folgejahre in Aussicht gestellt.

15-Prozent-Ziel ist zur Hälfte geschafft

Nach der Absichtserklärung aller Emscherstädte von 2014, an der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ mitzuwirken, haben fast alle Kommunen individuelle Kooperationserklärungen unterschrieben. Als letzte Kommunen folgen Mülheim an der Ruhr und Witten.

Ausgangspunkt der Initiative war die Zukunftsvereinbarung Regenwasser: Diese war 2005 angetreten mit dem ehrgeizigen Ziel, emschergebietsweit 15 Prozent der angeschlossenen Flächen von der Kanalisation abzukoppeln, damit Regenwasser so weit wie möglich versickern kann, anstatt Kanäle und Kläranlagen damit zu belasten. Willkommener Nebeneffekt: Auf diese Weise wird auch der natürliche Abfluss in den Gewässern gestärkt, welche die Emschergenossenschaft im Rahmen des Emscher-Umbaus renaturiert.

Von diesem 15-Prozent-Ziel ist jetzt immerhin gut die Hälfte geschafft: Im Durchschnitt aller Emscherstädte wurden mittlerweile 7,8 Prozent der kanalisierten Flächen abgekoppelt – was einer riesigen Gesamtfläche von 21.500 Hektar (= 30.000 Fußballfelder) entspricht. Viele weitere Maßnahmen sind zudem im Bau oder in der Planung. In Dortmund sind im Emschereinzugsgebiet bisher circa 6 Prozent der zuvor an die Mischwasserkanalisation angeschlossenen Flächen abgekoppelt.

Umgang mit Regenwasser

Die Emscherregion verändert sich nicht nur durch den Strukturwandel. Auch der demographische Wandel und der Klimawandel verändern Zielrichtungen in der Siedlungsentwicklung und stellen die Region vor neue Herausforderungen. Die Anpassung an den Klimawandel ist eine elementare Aufgabe aller Planungen. Der Umgang mit dem Regenwasser als Bestandteil der integralen Wasserwirtschaft in Siedlungsgebieten ist ein Leitthema für nahezu alle Ziele. Wasserwirtschaft hat damit eine tragende Rolle in der Stadtgestaltung und Stadtentwicklung.

Die Vernetzung von Grünzügen und Wasserachsen, temperaturregulierende Wasserflächen, dezentrale Puffer- und Speicherräume zum Rückhalt von Starkregen, die Gestaltung von urbaner Landschaft mit der Bewirtschaftung von Regenwasser sind elementare Bestandteile in der ökologischen Stadtentwicklung und der Anpassung und Minderung der Klimawandelfolgen.

Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtlicher Wasserwirtschaftsverband und wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet. Ihre Aufgaben sind unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz.

Wasser in der Stadt
EGLV.de
Blog EGLV

Quelle: https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/nachrichtenportal/alle_nachrichten/nachricht.jsp?nid=521460

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