Kirchentag lädt zu über 2.000 Veranstaltungen an fünf Tagen ein – hunderte Mitmach-Angebote

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Generalsekretärin Julia Helmke, Kirchentagspräsident Hans Leyendecker und die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus (v.l.), präsentierten das Programm mit seinen über 2.000 Veranstaltungen.Bild(Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Dortmund-Agentur / Roland Gorecki 
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Mit über 2.000 Veranstaltungen lockt der Deutsche Evangelische Kirchentag vom 19. bis 23. Juni 2019 nach Dortmund. Das gesamte Programm ist jetzt veröffentlicht. Neben großen Gottesdiensten erwarten die Besucher Workshops, Diskussionen, Comedy, Konzerte und mehr Mitmach-Angebote als je zuvor.

Kirchentagspräsident Hans Leyendecker, Generalsekretärin Julia Helmke und die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, präsentierten am Montag, 11. März, das Programm des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages. Die insgesamt über 2.000 Veranstaltungen stehen unter vier Themenfeldern: Gesellschaft und Politik, Theologie und Gottesdienste, Kultur und Sonderformate.

„Der Kirchentag hat ein unglaublich vielfältiges Programm, aber er läuft nicht auseinander. Er wird zusammengehalten von unserer Losung, dem Vertrauen. Jede Veranstaltung hat etwas mit Vertrauen zu tun. Mit dem Vertrauen auf Gott, mit der Frage nach dem Vertrauen in unsere Kirche, in Gesellschaft und Politik und mit dem Vertrauen in unsere Zukunft. Wir setzen mit diesem Programm auch ein Zeichen gegen die Spaltung und Polarisierung der Gesellschaft, gegen die Verrohung der Sprache und gegen Ressentiments und Fremdenfeindlichkeit“, so Kirchentagspräsident Hans Leyendecker.

Gottesdienste an ungewöhnlichen Orten

Den Rahmen des Kirchentags bilden die zentralen Gottesdienste. Zur Eröffnung am 19. Juni lädt der Kirchentag von 17:30 bis 18:30 Uhr zu einem großen Gottesdienst ein, „dort, wo Gott nicht erwartet wird“, so Prof. Dr. Julia Helmke, Generalsekretärin des Kirchentages: auf einer Straßenkreuzung am Ostentor. Dafür soll die Kreuzung für die Dauer der Veranstaltung gesperrt werden. Einen ökumenischen Eröffnungsgottesdienst in leichter Sprache wird es am 19. Juni auf dem Hansaplatz geben und auch auf den Friedensplatz sind Groß und Klein eingeladen. Den Abschluss feiern die Kirchentags-Besucher gleich an zwei Orten: familienfreundlich auf der Seebühne im Westfalenpark und besonders groß im Stadion des BVB, dem Signal Iduna Park.

Kirchentag blickt Richtung Zukunft

Der Kirchentag widmet sich mit vielen Veranstaltungen der Zukunft – der Zukunft des gesellschaftlichen Miteinanders, des Miteinanders in Europa und auf der Welt, der Zukunft der Umwelt und des Klimas und natürlich auch der Zukunft der Kirche in einer Zeit des Wandels. So sind „Fake News“, Rechtspopulismus, Klimapolitik, Digitalisierung und das Zusammenleben verschiedener Religionen Themen, die der Kirchentag in Diskussionen und Podien anspricht. Dazu referieren werden viele bekannte Gäste aus Politik, Medien und Gesellschaft.

Hans Leyendecker, Präsident des KirchentagesBild(Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Dortmund-Agentur / Roland Gorecki

„Dieser Kirchentag in Dortmund ist auch eine Einladung an Zweifler“, sagt Leyendecker – ob sie an der Kirche, am Glauben oder generell am Guten zweifeln. An der Kirche St. Petri soll ein Pavillon als „Ort der guten Nachrichten“ Pessimisten und Untergangsszenarien etwas entgegensetzen. Der Ort wird zeigen, was – so Leyendecker – „besser geworden ist in der Welt“. Jeder Dortmunder ist eingeladen, dort seine eigenen guten Nachrichten zu teilen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird der Friedensnobelpreisträgerin und ehemaligen Präsidentin von Liberia Ellen Johnson Sirleaf begegnen. Und Außenminister Heiko Maas wird mit Denis Mukwege, dem Friedensnobelpreisträger aus dem Kongo, und der Ordensschwester Teresa Forcades über den Schutz von Frauen und Kindern in bewaffneten Konflikten reden. Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, wird einen Hauptvortrag zum Thema Künstliche Intelligenz „Schafft der Mensch sich ab?“ halten. Katrin Göring-Eckardt wird mit Silvan Wagenknecht, dem Initiator des „Pulse of Europe“, auf einem Podium sein, auf dem es um Zukunftsvisionen für Europa gehen wird.

Bundespräsidenten zu Gast

Erstmals werden alle ehemaligen noch lebenden Bundespräsidenten und der amtierende Bundespräsident zu Gast beim Kirchentag sein: Horst Köhler, Christian Wulff, Joachim Gauck und Frank-Walter Steinmeier.

Steinmeier wird einen Vortrag zu „Zukunftsvertrauen in der digitalen Moderne“ halten. Gauck wird u.a. mit der Schriftstellerin Thea Dorn über die „German Angst“ sprechen. Mit Christian Wulff wird es ein Podium zur Frage „Nicht nur der Islam gehört zu Deutschland – Wie viel Religion verträgt unsere Gesellschaft?“ geben und Köhler spricht mit Entwicklungsminister Gerd Müller zum aktuellen Verhältnis zwischen Europa und Afrika.

Umwelt und Nachhaltigkeit sind ebenfalls zentrale Themen des Kirchentages. Diesem Thema ist insbesondere ein Veranstaltungsort vorbehalten: die Westfalenhallen. Am 20. Juni gibt es in Halle 3 ein Podium unter dem Titel „Umwelt, Klima und Gerechtigkeit – heute handeln“, zu dem u.a. Vertreter des Dortmunder Projektes „Wege zur Nachhaltigkeit“, Dr. Eckart von Hirschhausen, und Luisa Neubauer, Mitbegründerin Klimaschutzinitiative „Fridays for Future“, eingeladen sind.

Workshops und Diskussionen laden zum Mitreden ein

Der Kirchentag setzt vor allem auf die Interaktion seiner Besucher und Gäste. Julia Helmke erläutert: „Im Programm finden sich so viele partizipative und interaktive Formate wie noch nie. Mehrere hundert kulturelle und sportliche Mitmach-Angebote werden die Stadt füllen. Und wir werden genau hinschauen und uns auch streiten. Dafür stehen Veranstaltungen wie die Diskussion ‚#MeToo: Sensibilisierung oder Empörungsblase‘ u.a. mit Serdar Somuncu und ‚#aufschrei‘-Initiatorin Anne Wizorek, und das Barcamp ‚Das soll doch noch gesagt werden dürfen‘ sowie viele Basis-Initiativen im International Peace Centre, die dazu ermutigen, sich einzumischen“.

Mitten in der Stadt soll es ein großes Workshop-Haus mit über 160 Veranstaltungen geben. „Es gibt zum Beispiel auch eine ‚Start-up Kirche‘ oder ein Speed-Dating mit neuen Demokratie-Initiativen. Dazu gibt es einen generationenübergreifenden Thementag zu ‚Yes, we care‘ mit Friedenspreisträger Jan Assmann, dem Kapitän des Rettungsschiffes ‚Iuventa‘ Jonas Buja und Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises“, so Helmke.

Julia Helmke, Generalsekretärin des KirchentagesBild(Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Dortmund-Agentur / Roland Gorecki

Zentrum Sport bietet mehr als 30 verschiedene Mitmach-Angebote

Präses Dr. Annette Kurschus hob besonders die regionalen Projekte der Evangelischen Kirche von Westfalen hervor: „Auf dem Kirchentag wird es zum ersten Mal ein Zentrum Sport geben. Sport gehört in die Region und ins Revier; auch als eine der großen gesellschaftlichen Bindekräfte der Gegenwart. Wir fragen im Zentrum Sport: Was verbindet Sport und Glaube? Was bedeuten Teamgeist, Fairness und Vertrauen ‚auf’m Platz‘, im Glauben und darüber hinaus? Und ich freue mich auf das Zentrum ‚Wandel im Uniongewerbehof‘. Mit dem Wandel geht es hier um ein Phänomen, das unsere Zeit prägt wie kaum etwas anderes. Eine Fähigkeit, die Dortmund und die Region beherrschen wie kaum jemand sonst“. Kurschus: „Nicht zuletzt treiben wir selbst Sport: Wir gehen aufs Eis, schwingen das Tanzbein, segeln auf dem Phoenix See und erproben Vertrauen am Kletterturm. Zu mehr als 30 verschiedenen Mitmach-Sport-Angeboten laden wir ein.“

Neben dem „Zentrum Sport“ wird es auch ein „Zentrum Wandel“ geben. Im Uniongewerbehof, einem alten Industrieort, an dem jetzt Start-ups und zivilgesellschaftliche Initiativen Heimat gefunden haben, fragt der Kirchentag: „Was macht der Wandel mit uns – in unseren persönlichen Lebensgeschichten, in Gesellschaft und Kirche? Soziologen, Politikerund Theologen diskutieren: Was hilft im Wandel, was macht Angst? Wie bleiben wir uns treu? Wo müssen wir neu werden?“

Roter Faden Migration, Integration, Anerkennung

Ein besonderes Projekt dieses Kirchentages ist der Rote Faden Migration, Integration und Anerkennung, deren Schirmherrin Annette Kurschus ist. Schon bei der Besetzung der ehrenamtlichen Projektleitungen haben Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund mitgewirkt. Sichtbar im Programm ist der Schriftzug des Roten Fadens. Er taucht über 65 Mal auf bei Ausstellungen, Führungen, Gottesdiensten, Podien und Workshops. Den Beginn markiert das Hauptpodium „Dazu gehören, aber wozu?“ unter anderem mit Aladin El-Mafaalani, Bestseller-Autor und Leiter Integrationspolitik im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration in Nordrhein- Westfalen und der Journalistin Ferda Ataman aus Berlin. „Migration und Integration brauchen unser Feingefühl und unser Mitdenken. Ich halte es für selbstverständlich, dass Migranten aktiv beim Kirchentag mitwirken und dass sich die Themen der Migration quer durch alle Programmbereiche ziehen“, so Kurschus.

Auch für jugendliche Besucher des Kirchentags wird es ein umfassendes Angebot geben. In der Nordstadt, auf dem Fredenbaumplatz, wird ein Jugendzentrum entstehen. Dort erwarten die Besucher z.B. ein Poetry-Slam mit Theologie-Studierenden, ein Debattier-Club und ein „Anti-Rassismus-Training“.

Konzerte laden zum gemeinsamen Feiern ein 

Zum gemeinsamen Mitsingen und Tanzen laden mehrere Großkonzerte ein. Am 20. Juni wird das Chor-Musical „Martin Luther King“ in der Westfalenhalle aufgeführt. Außerdem heißt es auf dem Hansaplatz „Party-Hiphop meets Gute-Laune-a-cappella“ bei einem Konzert mit Culcha Candela und Alten Bekannten. Eines der musikalischen Highlights erwartet die Besucher am 22. Juni: Auf dem Hansaplatz gibt es einen Abend zu Flucht, Migration und Integration mit Sänger Adel Tawil.

Das Programm des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dortmund ist ab sofort im Internet zu finden. Ebenso ist die kostenlose Programm-App für Android und IOS in den App-Stores verfügbar.

Quelle: Stadt Dortmund

 

 

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