Stadtgesellschaft gedenkt Opfern der Nazigewalt vor 80 Jahren

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Oberbürgermeister Ullrich Sierau und Baruch Babaev, Rabbiner der Jüdischen Kultusgemeinde Dortmund, legten auf dem Platz an der alten Synagoge einen Blumenkranz nieder - Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Oliver Schaper
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Rund 300 Gäste aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen sind am Donnerstag, 8. November, im Foyer des Opernhauses am Platz der Alten Synagoge zusammengekommen, um den Opfern des Novemberpogroms zu gedenken.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau erinnerte in seiner Ansprache an den unvorstellbaren Albtraum, den die jüdische Bevölkerung in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 erleben musste. Sierau dankte den Anwesenden, „dass Sie gekommen sind, um gemeinsam mit unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte zu gedenken, das sich in diesem Jahr zum 80. Mal jährt.“

Verantwortung, die niemals endet

In dieser Nacht gingen in Deutschland mehr als 1.000 Synagogen in Flammen auf, jüdische Geschäfte und Wohnhäuser wurden verwüstet. In der Folge wurden jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger misshandelt, ermordet und zu zehntausenden in Konzentrationslager verschleppt. „Die Reichspogromnacht markierte den Beginn eines unfassbaren Zivilisationsbruchs“, so der Oberbürgermeister.

Sierau mahnte, dafür zu sorgen, dass die Verbrechen der Nazizeit nicht in Vergessenheit gerieten: „Erinnerungskultur ist ein Eckpfeiler unseres Kampfes gegen Rechtsextremismus.“ Sierau machte deutlich, dass in Dortmund kein Platz für Rechtsextremismus sei: „Wir dürfen nicht vergessen, welche Verantwortung wir haben – eine Verantwortung, die niemals endet.“

Demokratische Werte verteidigen

Baruch Babaev, Rabbiner der Jüdischen Kultusgemeinde Dortmund, ordnete den Antisemitismus geschichtlich ein. Er gab der Sorge der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden vor einem wieder erstarkenden Antisemitismus Ausdruck. Ein Gefühl, das Hanna Sperling, Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe beschrieb. Bis zur Jahrtausendwende sei es ein Tabubruch gewesen, etwas gegen Juden zu sagen, nun würden Vorurteile wieder ohne Ressentiments geäußert. „Ein Gefühl der Unsicherheit hat sich eingeschlichen“, so Sperling. Sie mahnte, dass das Phänomen des zunehmenden Antisemitismus, Rassismus und der Fremdenfeindlichkeit alle Demokraten anginge. „Es ist eine Bedrohung für die demokratischen Werte. Wir müssen gemeinsam aufstehen, um diese demokratischen Werte zu verteidigen.“

Vertrauen

Sperling wie Babaev stellten aber auch klar, dass das Vertrauen überwiege, „weil wir in einer anderen Welt leben“, so der Rabbiner, „weil Menschen gedenken, aufstehen, aufklären und zeigen, dass es auch anders geht.“ So wie die Stadt Dortmund, die sich vorbildlich für Demokratie, Toleranz und Vielfalt einsetze.

Der Journalist, Publizist und Autor Dr. Rafael Seligmann fasste in seiner Rede zusammen: „Wir müssen Menschenrechte, Würde und politische Vernunft walten lassen. Dass sollte die Lehre aus des 9. November 1938 sein.“

Im Anschluss an die Gedenkfeier legten Oberbürgermeister Ullrich Sierau und Rabbiner Baruch Babaev die Kränze nieder.

Quelle: Stadt Dortmund

 

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