Westfälisches Schulmuseum Marten – Ausstellung verlängert!

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Angehängt ist eine Schulbuch-Illustration aus der "Hagemann-Fibel" von Bernhard Schreiber aus dem Jahre 1970mit einer typischen Darstellung der Eltern in Grundschulbüchern der 50er, 60er und frühen 70er Jahre. Bild: Werner Moritz/Anke Möhring
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Ausstellung über vergangene Rollenbilder in Schulbüchern bis Dezember verlängert

In der Ausstellung im Schulmuseum ist die Entwicklung des Rollenbildes der Frau in Schulbüchern zusehen. „Die Mutter ist auch für deinen Vater da“, heißt es in einem Aufklärungsheft für Erst- und Zweitklässler aus dem Jahre 1970. Die gleichnamige Ausstellung kann man noch bis zum 16. Dezember 2018 in Marten besuchen.

„Die Mutter ist auch für deinen Vater da“, heißt es in einem Aufklärungsheft für Erst- und Zweitklässler aus dem Jahre 1970 aus dem Besitz des Westfälischen Schulmuseums. Wofür die Mutter genau da ist, wenn es um den Vater geht, erfahren die Kleinen auch: „Sie kocht für ihn. Sie wäscht seine Wäsche oder bügelt seinen Anzug.“ Die Mutter ist für andere da: für die Kinder, für den Vater. Auch für sich? Eher nicht – zumindest nicht in den Schulfibeln, mit denen die Kinder der 1950er und 60er Jahre das Lesen lernten:

Vater sitzt Zeitung lesend im Sessel, während Mutter das Essen aufträgt, Geschirr spült, strickt oder näht oder mit dem Töchterchen in den Garten eilt, weil es zu regnen begonnen hat und die Wäsche noch auf der Leine hängt. Die Tochter versorgt ihre Puppenkinder, kocht für sie in der Puppenküche, putzt fleißig das Puppenhaus und übt damit für spätere Mutter- und Hausfrauenpflichten, die die etwas größere Tochter zur Unterstützung der Mutter auch schon selbst übernehmen muss.

Vater und Sohn sieht man auch zuweilen beim Putzen – allerdings nur, wenn es um „Vaters Auto“ geht. Dann sieht man den Vater auch mal ohne Krawatte, an der man ihn sonst immer erkennen kann – so wie die Mutter an ihrer Schürze. Vater verlässt morgens das Haus in Mantel, Hut, Anzug, Krawatte, während Mutter in Schürze mit Kindern und Haushalt winkend zurückbleibt. Arbeiten geht Mutter dann in den 1960ern auch schon mal – als Köchin, Schneiderin oder Krankenschwester, aber nur, wenn sich das mit der ihr obliegenden Betreuung der Kinder vereinbaren lässt.

Doch dann beginnt sich in den 1970er Jahren etwas zu verändern. Frauen sollen nicht länger „Heimchen am Herd“ sein, Männern nicht mehr Freiheiten zustehen als Frauen. „Ich werde Automechanikerin“ – diesen Satz sagt in einer Schulfibel plötzlich ein Mädchen. Jungen sieht man dort häkeln, Väter Babys wickeln. In Arbeitsheften für die Sexualerziehung im 2. Schuljahr führen ganze Familien vor, wie sich Mann und Frau im Detail unterscheiden. Das Biologiebuch für die Sekundarstufe I wirft die Frage auf, ob Jugendliche Sex haben sollten – eine solche Frage wäre noch wenige Jahre zuvor undenkbar gewesen. Wie sich dieser Wandel in Schulbüchern zeigt, ist Gegenstand der neuen Ausstellung im Schulmuseum. Acht Vitrinen widmen sich dem Geschlechterbild in Schulbuch-Texten und -Illustrationen.

Angebote für Schulklassen und Kurse

Ein kostenloses, 150-minütiges Angebot für Schulklassen und Kurse widmet sich insbesondere den „wilden“ Jahren 1967/68: „Hausfrauen, Hippies, HAIR und Heintje… und worum es in der BRAVO ging“.

Am Anfang des Programmes steht ein Ausstellungsrundgang mit dem 20-seitigen Begleitheft, das zu jeder Vitrine Aufgaben enthält. Anschließend treten drei Gruppen in einem Quiz gegeneinander an, bei dem es um Geschlechterrollen in der Familie, Proteste und Konflikte dieser Zeit und den „Summer of Love“ geht. In einem Bravo-Magazin vom 15.1.1968 erfahren die Schülerinnen und Schüler von den Themen, die Jugendliche damals bewegten. Außerdem lernen die Klassen das damals umstrittene Musical „Hair“ kennen.

Telefonische Anmeldung für das kostenlose Programm unter (0231) 61 30 95.

Auf Wunsch kann ein 30-minütiges Gespräch mit Museumsleiter und Zeitzeugen Rüdiger Wulf (Jahrgang 1954) angehängt werden. Auch dieses Angebot ist kostenlos.

Westfälisches Schulmuseum Marten

Quelle: Stadt Dortmund

 

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