Dortmunder Software-Firma lässt Benno-Elkan-Mahnmal virtuell entstehen

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Zu seinem Nachlass gehören sechs Schwarz-Weiß-Fotografien eines Mahnmal-Modells Bild: Archiv der Akademie der Künste Berlin
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Der verstorbene Bildhauer Benno Elkan konnte seinen Traum, ein „Mahnmal für die Toten des Krieges“ zu bauen, nicht mehr realisieren. Jetzt wurde ein Lösungsansatz gefunden, aus Fotografien des Modells, das Mahnmal computergestützt als 3D-Rekonstruktion entstehen zu lassen.

Am 2. Dezember vor 140 Jahren wurde er geboren: Bildhauer Benno Elkan, der nach dem Berufsverbot 1935 nach England emigrierte und mit der „Großen Menora“ vor der Knesset in Jerusalem sein berühmtestes Werk schuf. Zu seinem Nachlass gehören sechs Schwarz-Weiß-Fotografien eines Mahnmal-Modells, das der 1960 verstorbene Künstler in seiner Heimatstadt nicht mehr präsentieren konnte.

Eine Gruppe um den ehemaligen leitenden Museumsdirektor Wolfgang E. Weick setzte sich dafür ein, das nie gebaute „Mahnmal für die Toten des Krieges“ in Dortmund zu realisieren – in welcher Form auch immer. Basis und einziger Anhaltspunkt waren die Fotografien eines Tonmodells, die Benno Elkans Enkelin, Beryn Hammil, Dortmund überlassen hat. Anlass war die Einweihung der Benno-Elkan-Allee im Frühjahr 2016.

Dortmunder IT-Firma findet Lösung für virtuelles Mahnmal

Zwei wissenschaftliche Teams der TU Dortmund (Fakultät für Informatik, Lehrstuhl: Prof. Heinrich Müller) und die Firma viality haben ehrenamtlich an Lösungen getüftelt, das Mahnmal aus den Fotografien heraus zu rekonstruieren. Das junge IT-Unternehmen „viality“ aus dem Dortmunder Technologiepark hat einen Lösungsansatz gefunden: Mit Methoden der „Augmented Reality“ (erweiterte Realität) konnte das Mahnmal computergestützt als 3D-Rekonstruktion entstehen. Dem Betrachter ist es möglich, das virtuelle Mahnmal von allen Seiten zu umrunden. Dafür reicht bereits ein QR-Code mit Smartphone aus.

Anfang Dezember 2017 wurden die Pläne für diese innovative Erinnerungskultur durch Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Nun ist das Mahnmal virtuelle Realität.
Bild: Dortmund-Agentur / Thomas Kampmann

Nach Auskunft seiner Enkelin war es Benno Elkans Traum, seine Pläne für ein Mahnmal in seiner Heimatstadt zu präsentieren. Dank des Knowhows aus der IT-Stadt Dortmund ist Elkans Traum nun zumindest virtuelle Realität geworden – das Projekt steht für moderne Erinnerungskultur und ist eine Reminiszenz an einen berühmten Sohn der Stadt.

Zur Präsentation des Projekts am Freitag, 31. August im Orchesterzentrum Dortmund, wird die Enkelin des Künstlers aus San Francisco, Beryn Hammil, erwartet.

Benno Elkan, Künstler und Fußball-Pionier

Benno Elkan wurde am 2. Dezember 1877 als Sohn des jüdischen Herrenschneiders Salomon Elkan und seiner Frau Rosalie in Dortmund geboren. Er wuchs in der Brückstraße auf, besuchte das Tremonia-Gymnasium und anschließend ein Internat in Lausanne.

Nach einer Lehre als Kaufmann studierte der begabte Zeichner Malerei an der Akademie der Künste in München und Karlsruhe. 1905-1907 lebte er in Paris, wo er Auguste Rodin, Henri Matisse und Jules Pascin kennenlernte; anschließend bis 1911 in Rom. 1906 hatte er im Dortmunder Rathaus eine erste Einzelausstellung.

Den Ersten Weltkrieg erlebte Benno Elkan als Soldat an der Front. Nach dem Krieg lebte er ab 1919 in Frankfurt am Main. Dort wurde er Vorsitzender des Künstlerrats und erhielt vom Magistrat den Auftrag für ein Mahnmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges. Sein Werk fand zunehmend Beachtung. Seinen ersten Auftrag als Bildhauer erhielt er von Karl Richter, Chefredakteur des Dortmunder Generalanzeigers. In Dortmund ist er mit einer Reihe von Grabmalen vor allem auf dem Ostfriedhof vertreten.

Nach dem durch die Nationalsozialisten ausgesprochenen Berufsverbot emigrierte Elkan 1934 nach England und arbeitete dort mit großem Erfolg als Bildhauer. Dort entstand auch die fünf Meter hohe Menora, die heute vor der Knesset, dem israelischen Parlament, in Jerusalem steht. Der Bronze-Leuchter zeichnet auf seinen sieben Armen die Geschichte Israels nach. Er ist das Hauptwerk Benno Elkans und war in den 1950er Jahren das offizielle Geschenk Englands an die damals jüngste Demokratie der Welt.

Benno Elkan zählt außerdem zu den Fußball-Pionieren der Stadt Dortmund: Er gehörte 1895 zu den Gründern des ersten „Dortmunder Fußball-Club 1895“, heute TSC Eintracht 48/95. Als junger Kunststudent war er 1900 auch an der Gründung des FC Bayern beteiligt. Im Londoner Exil schuf er 1950 als Auftragsarbeit für Arsenal London den berühmten „Fighting Cock“, das Emblem von Tottenham Hotspurs, als 43 cm große Skulptur. Dieses Werk ist verschollen.

Am 10. Januar 1960 starb Benno Elkan in seinem Londoner Exil.

viality

viality ist eine junge Agentur für Digital Reality Lösungen mit Sitz im Technologiepark Dortmund. Das Unternehmen bietet innovative Möglichkeiten im Bereich Virtual und Augmented Reality. Als VR-Pioniere der ersten Stunde kann das Team schon jetzt auf langjährige Erfahrung zurückgreifen.

Geschäftsführer Markus Rall studierte IT und Architektur an der Fachhochschule Dortmund. 2009 gewann er mit seinem Partner den zweiten Preis beim Gründungswettbewerb „start2grow“ der Wirtschaftsförderung Dortmund und gründete anschließend „viality“.

viality

Quelle: Stadt Dortmund

 

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