Wachgeküsst aus dem Dornenschlaf – Haus Mengede an der Emscher

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Vorher und nachher Bild: Denkmalbehörde Dortmund, Foto rechts Rolf Grunenberg
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Fast so wie im Märchen von Dornröschen lagen durch Vandalismus, wuchernde Vegetation und Witterung stark beschädigte Mauerreste am Südufer der Emscher in Dortmund Mengede. Dass es sich bei der Ruine um die im 13. Jahrhundert gebaute Burg „Haus Mengede“ handelt, ließen die Mauerstümpfe nicht mehr erahnen. Doch inzwischen wurden große Teile des Bodendenkmals restauriert und Pläne für die Sicherung und Nutzung geschmiedet. Gründe genug, um Haus Mengede als Denkmal des Monats September vorzustellen.

Knöterich und Trinkgelage

Bereits Mitte der 1990er Jahre waren die historischen Mauern von „Haus Mengede“ schon einmal restauriert worden. Doch in den folgenden zwei Jahrzehnten verfiel die Burgruine wieder. Brombeerranken bedeckten die Mauern, japanischer Knöterich und Birken nahmen die Innenräume in Besitz. Auch andere Gäste setzten dem Bodendenkmal erheblich zu. Regelmäßig wurden die historischen Mauern als Treffpunkt genutzt. Lockere Mauersteine dienten als neue Steinwälle oder begrenzten Feuerstätten. Der Zustand des Bodendenkmals verschlechterte sich schnell. Große Teile des Natursteinmauerwerks waren abgebrochen, die Steine lagen verstreut zwischen den ursprünglich aufgehenden Mauern, Laibungen und Stürze von Maueröffnungen fehlten und die Mauerkronen wiesen Risse und Abplatzungen auf.

Die Herren von Mengede

Etwa 750 Jahr zuvor gehörten diese Mauern zu einer Burg, die an einem strategisch wichtigen Emscherübergang lag. Denn hier querte eine von Dortmund nach Münster führende Hauptstraße die Emscher. Die Anlage bestand aus einer Haupt- und einer Vorburg in einem 120 x 80 m großen Hausteich. Im Schutz der Burg, die als Lehen der Grafen von Limburg an die Herren von Mengede ging, erfolgte um die alte St. Remigiuskirche die erste Ansiedlung. Unter märkischer Lehnshoheit erfuhr Mengede eine gewisse städtische Freiheit und Haus Mengede wurde Reichshof mit Gerichtsherrschaft. Die Herren von Mengede bestimmten die Geschicke des Ortes.

Die Zeiten ändern sich

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts, der Rittersitz befand sich mittlerweile im Besitz der Herren von Büren, erfuhr die Burg umfangreiche Änderungen. Die Mauern des mittelalterlichen Bauwerks erfüllten nicht mehr den fortifikatorischen Zweck und die kleinen Butzenscheiben waren nicht mehr en vogue. Stattdessen leistete sich mancher Adliger große, helle Fensterverglasungen, die die barocke Pracht der Wohnräume, die Gemälde und Wandtapeten, die Teppiche und das feine Porzellan zur Geltung brachten. So wurden die alten Schießscharten zugemauert und große Fenster in die Mauern gebrochen, die Licht und Luft ins Innere ließen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts, der Rittersitz hatte abermals den Besitzer gewechselt, wurde er von bäuerlichen Pächtern bewirtschaftet und in der Folge die Schlossgräben zugeschüttet. In den folgenden zwei Jahrhunderten fanden zahlreiche Umbaumaßnahmen statt, die im Jahr 1968 in dem Abriss des ehemaligen Herrenhauses gipfelten. Heute lässt sich die Ausdehnung der gesamten Wasserburg in der Örtlichkeit nur noch schwer nachvollziehen

Frischer Mörtel und grauer Schotter für alte Mauern

Die kaum aufragenden Mauerreste, die bis vor einigen Jahren noch den Grundriss des Herrenhauses und stellenweise auch eine Innengliederung erahnen ließen, hatten durch Vandalismus, Witterung und Wildwuchs einen erheblichen Substanzverlust erlitten.

Es musste eine Lösung gefunden werden, um die Grundmauern des Bodendenkmals vor dem endgültigen Verfall zu schützen. Eine erste Sicherungsmaßnahme bildete die Einzäunung des Bodendenkmals. Nun konnte die aufwendige Restaurierung der Ruine geplant und umgesetzt werden. Bereits in den Jahren 2015-2017 waren in mehreren Abschnitten große Teile der Ruine von der Vegetation befreit und die beschädigten Mauern durch geschulte Restauratoren wieder zusammengesetzt worden. Dabei nutzten die Fachleute die herausgebrochenen Steine zur Aufmauerung. Fehlstellen wurden durch material- und farbgleiche Sandsteine ergänzt. Denkmalgerechter weicher, kalkgebundener Mörtel schließt nun die Fugen und Mauerkronen.

Neben der Restaurierung der Mauern forderte die wildwachsende Vegetation innerhalb und außerhalb der Burgruine eine Lösung, denn auch mehrmals im Jahr stattfindende Rodungsarbeiten konnten ein Durchdringen der Mauern mit Brombeeren und japanischem Knöterich nicht verhindern. In den vergangenen Wochen wurden daher verrottete Baumstümpfe und Buschwerk vorsichtig aus dem Bodendenkmal entfernt und ein wurzelhemmendes Vlies im Innenraum und entlang der Außenmauern angebracht. Grauer Schotter auf dem Vlies wirkt als betonender Kontrast für die historischen Mauern und hebt von der Umgebung ab.

Schafe als Denkmalpfleger?

Fast sind die Arbeiten an Haus Mengede abgeschlossen. Nur noch ein kleiner Bauabschnitt steht aus, in dem die Mauern wieder hergestellt und neu verfugt werden müssen. Damit in Zukunft die Vegetation nicht mehr zur einer wilden „Heide“ heranwachsen kann, sollen in regemäßigen Abständen kleine Schafe als ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger tätig werden und das frische Grün stutzen. Führungen, neue Schilder und Infotafeln sollen den Besucher über den geschichtsträchtigen Ort informieren und einen Blick in die Vergangenheit geben. Denkbar ist zudem ein kleiner themengebundener Spielplatz neben dem Bodendenkmal, wo die kleinsten Besucher in die Vergangenheit klettern und rutschen können.

Übrigens: In mittelalterlichen Urkunden wird Mengede unter anderem auch unter dem Namen „Mengithi“ geführt, was übersetzt Große Heide bedeutet…

Alle Denkmäler des Monats finden Sie in dem unten aufgeführten Link.

Alle Denkmäler des Monats

Quelle: Stadt Dortmund

 

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