„Ein Bauwerk von einzigartiger Qualität und Klarheit“

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Die ehemaligen Schulgebäude an der Sckellstraße 5-7 - Bild: Peter Kroos
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Die ehemaligen Schulgebäude an der Sckellstraße 5-7

Am 17. August diesen Jahres erhielt das ehemalige Goethe-Gymnasium an der Sckellstraße die Auszeichnung als „Big Beautiful Building“. Für die Denkmalbehörde, die stellvertretend für die Stadt Dortmund den Preis in Empfang nahm, ist dies Anlass, die architektonische Bedeutung der gegenwärtig leerstehenden Objekte in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken.

Große und schöne Gebäude

„Big Beautiful Buildings“ ist ein gemeinsames Projekt von StadtBauKultur NRW und der Technischen Universität Dortmund. Mit Auszeichnungen und umfangreichen Besichtigungsangeboten möchte man auf die besondere Wertigkeit der Architektur der 1950er bis 1970er Jahre aufmerksam machen. „Große und kleine, bekannte und unbekannte, auffällige und unscheinbare Gebäude“ sollen neu oder wieder entdeckt werden.

Das ehemalige Schulgebäude an der Sckellstraße zählt im Vergleich zum benachbarten Fernsehturm oder zu den Großbauten der Campusuniversitäten im Ruhrgebiet zu den kleineren Objekten. Das machte sich bereits 1983 bemerkbar, als nach nicht ganz 25 Jahren das Goethe-Gymnasium das Gebäude verließ und in einen Neubau nach Hörde zog. „Wir haben die Sckellstraße mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen“, erinnert sich eine der damaligen Schülerinnen. „Zwar war es aufgrund steigender Schülerzahlen immer enger geworden, und am neuen Standort in Hörde gab es auch Grün um die Schule. Aber die hellen Räume und die weitläufigen Pausenhallen und -gänge durchs Grüne waren schon besonders. Toll war auch der Blick aus den oberen Klassenräumen in den Westfalenpark“.

Schule im Grünen

Am 14. Juli 1958 hatte der Rat der Stadt Dortmund den Neubau für das Goethe-Gymnasium beschlossen, und zwar an der damals noch unbefestigten Sckellstraße. Das 1867 als „Evangelische städtische höhere Mädchenschule“ gegründete Gymnasium hatte sein ursprüngliches Schulhaus an der Kronprinzenstraße durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg verloren und war seitdem behelfsmäßig in Hörde untergebracht, was u. a. einen Zwei-Schichten-Betrieb notwendig machte. Für die neue „Schule im Grünen“ hatte die Stadt bewusst die Lage in unmittelbarer Nähe zum Westfalenpark gewählt, den man damals gerade für die Bundesgartenschau 1959 vorbereitete. Mit dem Bau betraute man das Architekturbüro Groth, Lehmann und Schlote, das auch für das Restaurant Buschmühle im Westfalenpark verantwortlich zeichneten.

Visionen für eine demokratische Erziehung

Die Architekten folgten bei ihrem Entwurf den Fredeburger Leitlinien von 1949, die 1954 in die nordrhein-westfälischen Richtlinien für den Schulbau übernommen worden waren. Nach den Erfahrungen im Nationalsozialismus maß man der schulischen Erziehung beim Aufbau eines neuen, freiheitlichen und demokratischen Staates große Bedeutung zu. Dazu beitragen sollten moderne, großzügige, lichtdurchflutete und luftige Schulgebäude. Bei einem Gang durch das ehemalige Goethe-Gymnasium wird diese Vision sofort fühlbar. Von einer großen, zweiseitig verglasten Halle gehen drei Gebäudetrakte wie die Zinken eines Kamms ab. Die Treppenhäuser dieser drei Trakte führen in die 21 Klassenräume für den normalen Unterricht, die mindestens von zwei, teils auch von drei Seiten Tageslicht erhalten.

Inoffizieller Beitrag zur Bundesgartenschau

Parallel zur Halle und von dieser durch eine Grünanlage getrennt liegt ein offener überdeckter Pausengang. Er führt im Osten zur Aula – derzeit vom Kinder- und Jugendtheater genutzt – und zur Turnhalle. Statt des üblichen Sportplatzes ist ihr eine Gymnastikwiese vorgelagert. Am westlichen Ende des Pausengangs befindet sich der Sonderklassentrakt mit Zeichensälen, Physik-, Chemie-, hauswirtschaftlichen und weiteren Räumen für besondere Fächer, die sich um einen eigenen begrünten Innenhof gruppieren. Betreten werden kann der Schulkomplex von mehreren Eingängen, von denen keiner als Haupteingang hervorgehoben wird – auch dies bezeugt den Willen zu einem demokratischen Bauen. Die flach und ohne abschließendes Gesims gedeckte Anlage schmiegt sich so in die Landschaft ein, dass sie als Teil des Westfalenparks erscheint. Zur Erbauungszeit wurde sie in der Presse deshalb als inoffizieller Beitrag der Stadt Dortmund zur Bundesgartenschau bezeichnet.

Vom Lernen im Grünen zum Wohnen im Grünen

Nach Auszug des Goethe-Gymnasiums nutzten die Kaufmännischen Schulen III (seit 1999 Robert -Schumann-Berufskolleg) das Gebäude. Aber auch hier wurde es wieder eng. Seit dem Umzug des Berufskollegs in die neuen Räume neben dem Dortmunder U im Jahr 2016 steht das Objekt leer. Doch inzwischen hat sich ein Investor gefunden, der die qualitätsvollen Gebäude in attraktiver Lage denkmalgerecht für generationenübergreifendes Wohnen umbauen wird.

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Quelle: Stadt Dortmund

 

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