„Rausch der Schönheit“

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Übergabe der Jugendstil-Ankäufe ans MKK mit (v.li.) Museumsdirektor Dr. Jens Stöcker, René Scheer (Obermeister der Reinoldigilde), Dr. Gisela Framke (stellv. Leiterin des MKK und Kuratorin der Jugendstil-Ausstellung) sowie Udo Mager, Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Museumsgesellschaft.  - Bild: Katrin Pinetzki / Stadt Dortmund
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Im „Rausch der Schönheit“: Reinoldigilde und Museumsgesellschaft stärken MKK-Sammlung mit wertvollen Jugendstil-Objekten

Am 9. Dezember eröffnet im Museum für Kunst und Kulturgeschichte „Rausch der Schönheit. Die Kunst des Jugendstils“ (bis 23. Juni 2019). Die große Ausstellung zeigt und würdigt die vielen und unterschiedlichen Aspekte dieser umfassenden Reformbewegung: Zum Jugendstil gehören üppige Ornamentik ebenso wie schlichte und streng geometrische Formen; luxuriöse, von Hand gearbeiteten Einzelstücke ebenso wie in Serie gefertigte Produkte.

Die dem Jugendstil verpflichteten Künstler verstanden sich dabei als Universalkünstler, als Gestalter des gesamten Lebens.

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte kann für die Ausstellung überwiegend auf eigene Bestände zurückgreifen und wird seine Sammlung erstmals in vollem Umfang präsentieren. Dazu kommen jedoch auch einige neue Objekte, die den bestehenden Schwerpunkt stärken: Die Dortmunder Reinoldigilde und die Dortmunder Museumsgesellschaft bereichern die Jugendstil-Sammlung um wichtige Stücke und schließen damit Lücken. Insgesamt investieren die Freunde und Förderer dafür mehr als 100.000 Euro.

Große Jugendstil-Jardiniere (Friedrich Adler, um 1900, Zinn versilbert) – Bild: Jürgen Spiler

Neu in den Bestand kommt u.a. eine große Jugendstil-Jardiniere, eine Blumenschale aus versilbertem Zinn, die die Museumsgesellschaft für das MKK angeschafft hat. Die Jardiniere entstand um 1900 nach einem Entwurf von Friedrich Adler (1878-1942). Der ehemalige Professor an der Kunstgewerbeschule in Hamburg war als Architekt, Möbelgestalter, Keramiker und vor allem durch seine Entwürfe für Metallarbeiten und Textildruck-Verfahren bekannt. Er lieferte Vorlagen für über 50 Betriebe. Die Jardiniere besticht durch ihre elegante Form und ihr Muster aus sieben Früchten über einem symmetrisch verschlungenen Bandelwerk. Sie weist noch den originalen Glaseinsatz auf, den der sechsbeinige Metall-Corpus wie eine Zange hält – ein selten gut erhaltenes Stück.

Porzellan-Service (Entwurf Theodor Grust 1901/02) – Bild: Jürgen Spiler

Ebenfalls aus den Mitteln der Museumsgesellschaft stammt ein Tête-à-tête-Porzellangeschirr mit Kleeblatt-Muster von Theodor Grust (1859- 1919). Das 1902 entworfene Service besteht aus Tablett, Teekanne, Sahnegießer, Zuckerdose mit Deckel, zwei Teetassen auf Untertassen sowie zwei kleinen Tellern. Das Tablett nimmt die Form des Kleeblatts auf und steht damit für die im Jugendstil gesuchte Verbindung von Natur- und Funktionsform. Das Service ergänzt die MKK-Porzellansammlung um Meißener Porzellan aus der Zeit des Jugendstils.

Weitere Ankäufe der Museumsgesellschaft stammen von Richard Riemerschmidt, der heute als einer der prägenden Künstler des deutschen Jugendstils gilt. Als Mitbegründer der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk (1897) und des Deutschen Werkbundes (1907), als Leiter der Kunstgewerbeschule in München und später als Direktor der Kölner Werkschulen hatte er beachtlichen Einfluss. Zu den von ihm erworbenen Stücken gehören ein Buffet, ein Stuhl sowie eine Vase und ein Seidel. Sie ergänzen und bereichern das eigens für die Ausstellung restaurierte Riemerschmidt-Zimmer, das das MKK seit 1986 besitzt und das noch nie zuvor gezeigt wurde.

Eine Glasvase aus der Kunstglasmanufaktur Johann Loetz Witwe und ein Teppichfragment, entworfen von Josef Hoffmann 1907 für das Brüsseler Palais Stoclet, vervollständigen die Ankäufe der Museumsgesellschaft.

Ein weiterer wichtiger Jugendstil-Künstler ist Albin Müller (1871–1941), von dem das MKK bislang nur kleinere Zinn-Objekte im Bestand hatte. Neu ist nun eine Tischuhr aus dem Jahr 1904, die die Reinoldigilde angeschafft hat. Die Uhr mit ihrem Raubvogel auf dem Pendel war auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis Teil eines von Müller konzipierten Schauraums, zu dem auch andere Mitglieder der „Künstlergruppe Magdeburg“ Arbeiten beisteuerten. Müllers Entwürfe machten das dunkle Gusseisen alltagsfähig und ästhetisch, die schwarz polierten Objekte waren bis zum Ersten Weltkrieg fester Bestandteil der großen Ausstellungen.

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte feiert in diesem Jahr 135-jähriges Bestehen, die Museumsgesellschaft wird 110 Jahre alt und die Stiftung für das Museum für Kunst und Kulturgeschichte besteht seit 20 Jahren. Die Jugendstil-Ausstellung „Rausch der Schönheit“ feiert dieses langjährige Engagement für die Kultur in Dortmund.

MKK

Quelle: Stadt Dortmund

 

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