“ATFEX 2018“ – Wenn’s knallt und stinkt – Die Analytische Task Force übt in Bergen

0
184
Einsatzkräfte bei der Probenahme Bild: Quelle: BBK
Facebookrss

Ein effektiver Schutz der Bevölkerung vor chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen (CBRN) Gefahren kann nur mit gut ausgebildeten Einsatzkräften und hochwertiger Ausstattung sichergestellt werden. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, fand auch in diesem Jahr wieder die Übung „ATFEX“ der Analytischen Task Force (ATF) unter der Leitung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) auf dem Truppenübungsplatz Bergen statt.

Vom 4. bis 8. Juni durchliefen 55 Einsatzkräfte der ATF gemeinsam mit fünf Analytikexperten des Schweizer Labor SPIEZ (EEVBS) Szenarien, in denen es um die Probenahme und die Analytik unbekannter chemischer und biologischer Stoffe ging. Zum ersten Mal wurde auch die Zusammenarbeit der ATF mit der Bundespolizei geübt. Die Bundespolizei stellte mit 45 Einsatzkräften die Dekontamination der Einsatzkräfte sicher.

Daneben konnten sich Vertreter des ukrainischen Zivilschutzes (State Emergency Service, SES) und des Grenzschutzes (State Border Guard Service, ASBGS) ein Bild von der Übung machen und sich mit Einsatzkräften der Analytischen Task Force austauschen. In diesem Zusammenhang sollen die ukrainischen Partner einen Einblick in die Organisation der CBRN-Gefahrenabwehr in Deutschland und einen Zugang zum deutschen Expertennetzwerk erhalten.

Werden bei einem Schadensereignis gefährliche Substanzen freigesetzt, sind die örtlichen Feuerwehren für die Lagebewältigung zuständig. Je eher bekannt ist, welche Gefahrstoffe beteiligt sind, umso präziser lassen sich wirkungsvolle Gegenmaßnahmen einleiten. Die analytischen Ressourcen der örtlichen Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei sind jedoch begrenzt. Daher wurde die Analytische Task Force an acht über das Bundesgebiet verteilten Standorten eingerichtet, um die zuständigen Einsatzkräfte in solchen schwierigen Einsatzlagen unterstützen zu können. Die ATF besteht aus besonders ausgebildeten Einsatzkräften sowie spezieller Messtechnik für die Beurteilung von CBRN-Lagen und wurde bei den Feuerwehren in Hamburg, Dortmund, Essen, Köln, Leipzig, Mannheim und München sowie beim Landeskriminalamt Berlin aufgebaut. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat diese Standorte mit leistungsfähiger Messtechnik und Einsatzfahrzeugen im Gesamtwert von rund zwölf Millionen Euro ausgestattet und beteiligt sich an den Unterhaltskosten der Standorte. Darüber hinaus koordiniert das BBK die bundesweite Zusammenarbeit der Standorte und die erforderliche Spezialausbildung.

Nach dem Einsatz müssen die Einsatzkräfte dekontaminiert werden.
Bild: Quelle: BBK

Regelmäßig werden die ATF-Einsatzkräfte aus allen Standorten zusammengezogen, um gemeinsam zu üben. Die ATFEX 2018 ist inzwischen die fünfte gemeinsame Übung der ATF-Standorte. Erstmalig wurde auch ein Szenario mit einem bioterroristischen Hintergrund geübt, um die 2017 zum Einsatzauftrag der ATF hinzugekommene Aufgabe der Beratung, Probenahme und Schnellanalytik in biologischen Gefahrenlagen an drei Standorten in das bestehende ATF-System zu integrieren.

Das erste Szenario stellte die chemisch-analytischen Fähigkeiten der ATF auf die Probe: Bei Erdaushubarbeiten wurden unbekannte Stoffe freigelegt, welche mittels Probenahme und anschließender Analyse identifiziert werden mussten.

Das zweite Szenario stellte die illegale Produktion von unbekannten biologischen Agenzien in einem improvisierten „Heimlabor“ dar. Hier ging es vor allem darum, die Gefahr einzugrenzen, Proben zu nehmen und einer Laboranalyse zuzuführen, mögliche biologische Stoffe zu identifizieren und die örtliche Einsatzleitung fachkundig bei der Schadensbegrenzung zu beraten.

Im dritten Szenario waren alle 105 übenden Einsatzkräfte mit einer komplexen Einsatzlage beschäftigt, die sich über mehrere Einsatzstellen erstreckte. Ausgangspunkt war eine Stofffreisetzung bei einem PKW, die schnell Hinweise auf ein illegales Kellerlabor lieferte. Im Laufe der Erkundung und Probenahme im Kellerlabor erfolgten weitere Hinweise auf zwei weitere Chemikalienlagerräume und eine Fundstelle mit Altlasten in einem Waldstück. Neben der chemischen Analytik sollte hier auch ein anderer Schwerpunkt geübt werden: Die Koordination der Einsatzteams an den weit auseinander liegenden Einsatzorten und das Zusammenführen der jeweiligen Einzelergebnisse zu einem einheitlichen Gesamtlagebild.

Wie auch schon in den vergangenen ATFEX-Übungen wurde ein besonderes Augenmerk auf die Zusammenarbeit der Teams gelegt, die sich aus Einsatzkräften verschiedener ATF-Standorte zusammengesetzt haben. Dies dient einerseits der Vereinheitlichung der Abläufe zwischen den Standorten der ATF, andererseits aber auch der Vorbereitung von internationalen Einsätzen der ATF.

Eine gemeinsame Abendveranstaltung diente dem gegenseitigen Kennenlernen auch außerhalb von Schutzanzug oder Laborkittel und schloss die Übung gelungen ab. Teilnehmende, Übungsbeobachtende und Übungsleitung werteten die ATFEX 2018 als großen Erfolg. Das ist auch auf die sehr gute logistische Unterstützung der Übungsdurchführung durch das ABC-Abwehrbataillon 7 zurückzuführen, das bei Unterkunft und Verpflegung der Teilnehmenden mitwirkte.

Der Standort Dortmund war mit insgesamt 7 Einsatzkräften von der Feuerwache 8 (Eichlinghofen), dem Löschzug 12 (Aplerbeck) der Freiwilligen Feuerwehr und einem Leiter ATF, der eines der standortübergreifenden ATF-Teams geführt hat, im Einsatz. Die nächste ATFEX soll gemeinsam mit dem Labor SPIEZ 2020 in der Schweiz stattfinden.

Was ist die Analytische Taskforce

Quelle: Pressetext und Bilder vom BBK

 

Facebookrss