Vom Klo-Sitz bis zum Kaiserthron: MKK zeigt „SitzPolsterModen“

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Das Ausstellungsteam mit (v.li.) Dr. Jan Watzlawik, Jasmin Assadsolimani (beide TU Dortmund), Joana Maibach (MKK), Philipp Staege und Jessica Russ (TU Dortmund). - Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Stadt Dortmund / Katrin Pinetzki
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Ein mittelalterlicher Kaiserthron und ein umhäkelter Toilettensitz, ein Stuhl ohne Beine und einer mit Po: Diese und viele weitere Exponate finden sich in der Ausstellung „Auf Möbeln. SitzPolsterModen“, die am 6. Dezember im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) eröffnet.

Bis zum 19. Mai 2019 präsentiert die Intervention in der Dauerausstellung des MKK die Ergebnisse eines Studienprojekts: 14 Monate lang haben sich sechs Studierende des Masterstudiengangs Kulturanalyse und Kulturvermittlung der TU Dortmund unter Leitung von Dr. Jan C. Watzlawik mit Polstermöbeln und dem Verhältnis von Kleider- und Möbelmoden beschäftigt. Eröffnet wird die Ausstellung im Rahmen der kulturwissenschaftlichen Museumstagung „Das Exponat. Ausstellungskomplex und Sammlungsforschung“.

Zu sehen sind – verteilt auf 30 Installationen auf allen Ebenen in der Dauerausstellung – Objekte von über 60 Leihgeberinnen und Leihgebern aus der ganzen Welt sowie Spendern. Da trifft eine „Maria mit dem Kinde“ von Rogier van der Weyden auf ein Brustimplantat aus Dortmund, ein „sitzender Stuhl“ des Künstlers Timm Ulrichs auf einen italienischen Designerstuhl mit Körperformen. Es gibt ein Interview mit Angela Merkel und eines mit der Stimme von Bart Simpson, einen 24-Euro-Sessel und einen gut 3.000 Jahre alten ägyptischen Hocker, ein „Head Rest“ aus Uganda, ein Stuhlkleid und einen Kleiderstuhl.

„Klositz“: Dr. Jan Watzlawik zeigt die studentische Installation im Porzellankabinett – Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Stadt Dortmund / Katrin Pinetzki

Das Ausstellungsprojekt „Auf Möbeln. SitzPolsterModen“ widmet sich dem museal etablierten Thema der Sitzmöbel, fokussiert den bisher wenig beachteten Bereich der Polstermöbel und fragt dabei nach dem ebenso komplexen wie auch aufregenden Verhältnis von Kleider- und Möbelmoden. Der Fokus liegt damit auf den textilen und vestimentären Aspekten von Sitzgelegenheiten.

Unsere Gesellschaft sowie die alltägliche Lebenswelt sind geprägt vom Sitzen und von Sitzen. Die Allgegenwart von Körpertechnik und Alltagsding verweist auch auf die besondere Beziehung zwischen Menschen- und Möbelkörper. Diese ist beeinflusst von Handwerk und Ästhetik, von Macht und Ordnung, von Erziehung und Ergonomie.

Polster sind oberflächlich betrachtet nur eine komfortable Nebensache. Dabei sind sie kunsthistorisch und alltagskulturell von großem Interesse. Ihre sichtbare Oberfläche und unsichtbare Konstruktion sind Mittler zwischen Sitz und Sitzendem. Ähnlich dem Körperkleid bilden sie – unter Verwendung textiler Techniken oder Materialien – ein Möbelkleid.

Ebenso wie Kleidermoden unterliegen Möbelmoden der Dynamik des Wechsels. Dies ist nicht nur Ausdruck eines sich ändernden Stils oder Geschmacks. Vielmehr künden Formen, Materialien und Funktionen der Sitzpolstermöbel vom soziokulturellen Wandel und erlauben es, kollektive Geschichte und individuelle Geschichten nachzuzeichnen.

Mitmach-Aktion: Was steckt in der Sofaritze?

Besucherinnen und Besucher können sich mit eigenen Exponaten an der Ausstellung beteiligen: Unter den Titeln „Versteckt & Verloren“ und „Wäsche & Stuhl“ sind sie aufgerufen, in der Sofaritze verlorene Dinge einzusenden sowie Fotos zu schicken von „Modemöbeln“: Möbeln, die Kleidung tragen.

Eröffnet wird die Ausstellung am 6. Dezember während der kulturwissenschaftlichen Museumstagung „Das Exponat“.

Tagung „Das Exponat“ [pdf, 1,9 MB] 

Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Quelle: Stadt Dortmund

 

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