„Cowboy & Indianer – Made in Germany“ – Familienausstellung im MKK Dortmund eröffnet am 24. Juni

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Federschmuck für Show-Indianer, USA, um 1900/10 Bild: Badisches Landesmuseum Karlsruhe / Uli Deck
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Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte holt seine erste große Familien-Ausstellung nach Dortmund. Die Ausstellung „Cowboy & Indianer – Made in Germany“ eröffnet am 24. Juni. Sie tragen Federhauben, rauchen Friedenspfeife und kennen keinen Schmerz: Das Bild des typischen Indianers hat sich seit den Plakaten für Indianerschauen um 1900 bis heute kaum verändert. Wie sehr unsere Kultur in Wort, Bild und Film von zumeist deutschen Klischees über den Wilden Westen geprägt ist, zeigt nun eine Ausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund (MKK).

Ab 24. Juni widmet sich „Cowboy & Indianer – Made in Germany“ einem Phänomen der Populärkultur und beschreitet auch in der Kulturvermittlung neue Wege: In seiner ersten generationenübergreifenden Familienausstellung verbindet das MKK Dortmund eine wissenschaftlich fundierte Präsentation (Kurator: Andreas Seim) mit innovativen Aktionsangeboten zu einer unterhaltsamen Schau für Groß und Klein.

Buffalo Bill – schon vor über 100 Jahren in Dortmund

Dass die Leidenschaft der Deutschen für den amerikanischen Wilden Westen ausgerechnet in Dortmund thematisiert wird, hat lokalgeschichtlichen Bezug: Die Auftritte von Buffalo Bill und seiner Show, die ab 1890/91 durch 24 deutsche Städte tourte, fachten die Begeisterung für Cowboys und Indianer, Freiheit und Abenteuer auch in der wachsenden Industriestadt an. Im Mai 1891 gastierte Buffalo Bill in Dortmund: Mit Hunderten von Indianern, Cowboys, Pferden und Büffeln zog er in den Fredenbaumpark ein. Waghalsige Reitkünste, eine inszenierte Büffeljagd sowie ein Postkutschenüberfall mit Indianergeheul hinterließen einen nachhaltigen Eindruck, davon zeugen u.a. historische Zeitungsausschnitte und Fotos, die Museumsdirektor Dr. Jens Stöcker und sein Team zusammengetragen haben. In der Ausstellung erwartet die Besucher gleich zu Beginn eine raumgreifende Inszenierung von Buffalo Bills Arena, in der die Wild-West-Helden von damals auftreten, darunter auch der bekannte deutsche Show-Cowboy Billy Jenkins. Die populäre Indianerliteratur wird angeführt von J. Fenimore Coopers Lederstrumpf-Geschichten. Karl May schließlich ist der weltweit meist übersetzte deutsche Autor mit einer Auflage von geschätzt 200 Millionen Exemplaren.

Popkultur, Pierre Brice und Partylieder

Moderne Printverfahren und nicht zuletzt der Film sorgten für die massenhafte Verbreitung populärer Bilder und Mythen über das Leben im Wilden Westen. Bereits ab 1919 wurden in Heidelberg die sogenannten Neckarwestern verfilmt, und das Publikum sah Revolverhelden in den Canyons der Dossenheimer Steinbrüche und durch den Maudacher Bruch bei Ludwigshafen reiten. In den 60er Jahren machte Pierre Brice, dem als Schauspieler weder in Frankreich noch in Italien der Durchbruch gelungen war, in Deutschland eine einzigartige Filmkarriere und avancierte zum Teenager-Star: Für den Winnetou-Darsteller gab die Jugendzeitschrift Bravo als erstem und einzigem Prominenten gleich drei Starschnitte heraus. In der Ausstellung können die Besucher in einem eigens eingerichteten Kinobereich in ein „Best of“ der Western Filme eintauchen. Aber auch das originale Filmkostüm von Pierre Brice ist zu sehen, die Filmperücke von Gojko Mitic, dem bekanntesten Filmindianer der DEFA, sowie ein Kleid des einzigen deutschen „Cowgirls“, das je in Hollywood Fuß fassen konnte: Marlene Dietrichs Kostüm als sich prügelnde Barfrau Frenchy in „Der große Bluff“ von 1939. Deutsche kulturelle Phänomene wie Westernvereine, Karnevalsverkleidungen und Kinderspielzeug verdeutlichen, dass der hiesige Umgang mit dem Sujet Wilder Westen im Grunde stets spielerisch war. Selbst Bundeskanzler Konrad Adenauer ließ sich einen Cowboyhut aufsetzen. Humorvolle Brechungen in Schlagertexten nehmen Sehnsüchten vom „Cowboy als Mann“ den tierischen Ernst und sorgten mit „Komm hol das Lasso raus“ für Partyspaß. Und schließlich lachte ein ganzes Land über den „Schuh des Manitu“.

Ein Kletterfelsen lädt zu Erkundungen ein
Bild: Badisches Landesmuseum Karlsruhe / Uli Deck

Interaktiv für alle Generationen

Auch in der Ausstellung mit ihren insgesamt 180 Objekten ist das spielerische Element maßgebend. Ein Kletterfelsen lädt zu Erkundungen ein, die Tipis im Indianerdorf locken mit Hörstationen und ein Lagerfeuer lodert. Die Hauptattraktion all dieser typischen Wild-West-Kulissen ist wohl der Saloon in der eigens errichteten Westernstadt: Einst Sammelpunkt für Trapper, Goldsucher, Sheriffs und Saloon-Ladies, dürfen sich nun die Besucher dort wie waschechte Cowboys benehmen und an der Bar Flaschen abwerfen.

Die Ausstellung mit ihren vielen interaktiven Stationen richtet sich explizit an alle Generationen: Auf Plüsch-Mustangs, sog. Pony-Cycles, können schon die Kleinsten durch die Buffalo Bill Arena reiten, und ein Zirkuswagen mit Kostümen ermöglicht jedem, in seine Lieblingsrolle zu schlüpfen. Auf mehr als 1.000 Quadratmetern bieten herausragende Objekte aus Museen und Privatsammlungen ebenso wie attraktive Spielangebote ein großartiges Familienvergnügen.

Die Ausstellung ist rezeptionsgeschichtlich orientiert und bietet keine ethnologische Präsentation, die über die historische Wirklichkeit des Wilden Westens aufklären will. Sie konfrontiert vielmehr den Besucher mit dem Indianerbild, das er seit seiner Kindheit im Kopf und Herzen trägt – und lebendig an die nächste Generation weitergibt.

Foto-Mitmach-Aktion

Auch die Besucher der Ausstellung sind eingeladen, sich mit Beiträgen zu beteiligen: Das MKK sucht aktuelle oder historische Fotos, auf denen Menschen in Cowboy- oder Indianerverkleidung zu sehen sind. Die Bilder landen auf einer Pinnwand, auf der die Geschichte der Cowboys und Indianer in Dortmund von 1900 bis heute zu sehen sein wird.

(v.li.) Andreas Seim (Kurator, Badisches Landesmuseum Karlsruhe), Elke Torspecken (Dokumentarin am MKK) und Dr. Jens Stöcker (Direktor des MKK)
Bild: Dortmund-Agentur / Roland Gorecki

Begleitprogramm

Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm für große und kleine Western-Fans. Das beginnt bei einer Mittags-Kurzführung durch die Ausstellung mit einem deftigen Chili anschließend im Museumscafé und setzt sich mit abendlichen Vorträgen fort. Für Kinder gibt es u.a. eine Übernachtung in den Tipis der Erlebniswelt Fredenbaum mit Ausstellungsbesuch sowie viele Mitmach-Angebote für Kindergärten und Schulen. DEW21 und Sparkasse Dortmund ermöglichen Schulen und Kitas kostenlose Führungen (Bewerbungen unter info.mkk@stadtdo.de).

Erstmals wird es zu dieser Ausstellung im Begleitprogramm auch Angebote für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen sowie für Sprachlernende geben. Dafür hat das MKK mit mehreren Studiengängen der TU Dortmund kooperiert. Ein besonderes Angebot gibt es dank einer Kooperation mit dem Institut für Anglistik und Amerikanistik der TU Dortmund: Studierende von Prof. Walter Grünzweig und Prof. Randi Gunzenhäuser bereiten englischsprachige Führungen für Kindergärten, Schulen und Touristen vor.

„Cowboy & Indianer – Made in Germany“ ist eine Ausstellung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe.

Die Familienausstellung „Cowboy & Indianer – Made in Germany“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) läuft vom 24. Juni bis zum 21. Oktober 2018. Die Eröffnung ist am 24. Juni, 11 Uhr im MKK, Hansastraße 3, 44137 Dortmund.

Öffnungszeiten

Dienstag, Mittwoch, Freitag, Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr

Donnerstag 10:00 – 20:00 Uhr

Samstag 12:00 – 17:00 Uhr

Montag geschlossen

Eintritt

Erwachsene: 6 Euro, ermäßigt 3 Euro

Kinder ab 8 – 17 Jahren: 2,50 Euro

Familien (zwei Erwachsene mit Kindern): 12 Euro

MKK

Quelle: Stadt Dortmund

 

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