Oberbürgermeister Sierau übergibt saniertes Fritz-Henßler-Berufskolleg mit Neubau

0
68
Facebookrss

Oberbürgermeister Ullrich Sierau hat am Mittwoch, 5. September, das umfangreich sanierte Fritz-Henßler-Berufskolleg offiziell übergeben. Schon am Sonntag, 9. September – am Tag des offenen Denkmals – können sich interessierte Dortmunder einen eigenen Eindruck von dem imposanten Gebäude machen.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau (3.v.l. vorne) übergab offiziell das sanierte und ausgebaute Fritz-Henßler-Berufskolleg. 
Bild: Dortmund-Agentur / Roland Gorecki

In Anwesenheit zahlreicher Gäste aus Politik, Schul- und Hochbauverwaltung, Kollegium, Schülerschaft und in Anwesenheit des privaten Projektpartners, des Bochumer Architekturbüros ssp, übergab Oberbürgermeister Ullrich Sierau das Fritz-Henßler-Berufskolleg (FHBK).

Schüler und Lehrer informieren am Tag des offenen Denkmals

Am Sonntag, 9. September 2018, um 11:00 Uhr, eröffnet Sierau den diesjährigen Tag des offenen Denkmals im frisch sanierten Fritz-Henßler-Berufskolleg, Brügmannstr. 25-27a. Schüler und Lehrer des Kollegs informieren über die Baugeschichte und den denkmalgerechten Um- und Ausbau des Gebäudes.

Spezifische Nutzungsanforderungen

Am 3. Juli 2014 beschloss der Rat der Stadt Dortmund – nach Abschluss der Maßnahmen am Karl-Schiller- und Konrad-Klepping-Berufskolleg – auch die Sanierung und Erweiterung des Fritz-Henßler-Berufskollegs am Brügmann-Zentrum in der Innenstadt-West.

Das Gebäude wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet und nach einer teilweisen Zerstörung während des Zweiten Weltkriegs wieder aufgebaut und erweitert. Im Fritz-Henßler-Berufskolleg werden eine Fülle von Ausbildungslehrgängen, unter anderem aus den Bereichen Holztechnik, Druck- und Medientechnik sowie Farb- und Raumtechnik angeboten. Daraus ergab sich eine Vielzahl von spezifischen Nutzungsanforderungen an das Gebäude, welche bei Sanierung und Umbau zu beachten waren.

Denkmalgeschütztes Gebäude aus dem 20. Jahrhundert

Errichtet durch den Dortmunder Stadtbauinspektor und Architekten Friedrich Kullrich, zählt das Fritz-Henßler-Berufskolleg bis heute zu den größten Bildungsbauten der Stadt Dortmund. Das Fritz-Henßler-Berufskolleg wurde am 30. November 1989 in die Denkmalliste der Stadt eingetragen.

Das um 1905 erbaute denkmalgeschützte Gebäude wurde saniert und mit einem Neubau verbunden. 
Bild: ssp AG / Jörg Hempel

Um den denkmalschützten Gebäudekomplex an die steigenden Anforderungen der Zukunft anzupassen, wurde durch die Stadt Dortmund im Jahre 2013 ein europaweites VOF-Auslobungsverfahren ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt das Bochumer Architekturbüro ssp SchürmannSpannel AG mit einem Entwurf, der nicht nur in Absprache mit dem Denkmalschutz durch den behutsamen Umgang mit einem Stück Dortmunder Baugeschichte überzeugt, sondern dem auch durch die geschickte Anordnung von Neubaukörpern eine moderne Neuinterpretation gelingt.

Schulbetrieb während Bauphase ausgelagert

Für die Dauer der Sanierungsphase entstand in unmittelbarer Nähe an der Weißenburger Straße ein Interimsquartier für das Berufskolleg. In einem logistischen Kraftakt wurden dort innerhalb von zwei Monaten rund 9.000 Quadratmeter Ersatzflächen geschaffen. Diese enthielten in zwei- und dreigeschossiger Containerbauweise sowohl Klassen-, Werkstatt- und Verwaltungsräume als auch Lagermöglichkeiten und weitere, für einen vollwertigen Schulbetrieb erforderliche Bereiche. Für knapp 3.000 Schüler fand der Unterricht vorübergehend in rund 500 Containern statt.

Bauarbeiten in mehreren Abschnitten

Das unter Denkmalschutz gestellte und um 1905 errichtete Gebäude des Fritz-Henßler-Berufskollegs wurde den heutigen technischen und pädagogischen Anforderungen für rund 28,8 Millionen Euro entsprechend saniert. Die Baumaßnahme dieses komplexen Großprojekts wurde seit April 2015 in mehreren Abschnitten durchgeführt. Gestartet wurde mit Abrissarbeiten und Baugrundertüchtigungen, um weitere Setzbewegungen des Gebäudes (Torflinse) auszuschließen. Die Grundsanierung am denkmalgeschützten Bestand berücksichtigte die fachgerechte Entkernung und Sanierung sämtlicher Räume. Die Haustechnik, Fensterelemente, Böden und Türen wurden erneuert. Außerdem bekam das Bestandsgebäude eine Erweiterung durch zwei moderne Ergänzungsbauten. Entstanden ist ein schulorganisatorisches und bauliches Gesamtkonzept.

Der neu gebaute Teil des Fritz-Henßler-Berufskollegs 
Bild: ssp AG / Jög Hempel

Zusätzliche Nutzfläche durch Erweiterungsbau

Nach dem Abbruch der zum Teil abgängigen und denkmalpflegerisch nicht erhaltenswerten Bausubstanz verblieben ca. 4.500 Quadratmeter Nutzfläche im Bestand. Durch den Erweiterungsbau kam etwa die gleiche Nutzfläche hinzu, so dass das ausgearbeitete Raumprogramm umgesetzt werden konnte. Neben den Auflagen zum Denkmalschutz standen auch die Aspekte der Barrierefreiheit im Vordergrund.

Forumsbereich im Erdgeschoss

Die bestehende Gebäudekonfiguration ist trotz der relativ großen Fläche des Erweiterungsbaus weiterhin dominierend und bleibt somit sowohl im Gebäudeinneren, als auch von außen allseitig ablesbar und die Maßstäblichkeit somit erhalten. Im Sinne einer zukunftsorientierten Gebäudenutzung wurde im Erdgeschoss ein großzügiger Forumsbereich vorgesehen, der sich als ein halböffentlicher, heller und großzügiger Raum gestaltet, als kommunikativer Treffpunkt dient und gleichzeitig ein verbindendes Element von Bestand und Neubau bzw. Alt und Neu schafft.

Übergänge zwischen Bauten barrierefrei

Die Barrierefreiheit wird unter anderem durch einen Personenaufzug im zentralen Treppenhaus gewährleistet. Die Übergänge (Bestandsbau zum Ergänzungsneubau) wurden barrierefrei in einer Ebene ausgebaut. Weiter wird die Zugänglichkeit des Gebäudes für Menschen mit Behinderung durch eine entsprechende Rampe gewährleistet. Akustische und optische Signale stellen die entsprechende Orientierung im Gebäude sicher.

FHBK als wichtiger Aus- und Weiterbildungspartner

Das Fritz-Henßler-Berufskolleg ist als eines der acht Berufskollegs in städtischer Trägerschaft Teil des institutionalisierten Berufskollegsverbundes, des sogenannten „Regionalen Berufsbildungszentrum“ (RBZ) der Stadt Dortmund. Diese verbindliche Kooperation zwischen den acht Dortmunder Berufskollegs und der Stadt Dortmund existiert bereits seit fünf Jahren und ist im Rahmen eines erneuerten Kooperationsvertrages mit Beginn des kommenden Schuljahres 2018/19 fester Bestandteil der Dortmunder Bildungslandschaft.

Immerhin begleitet das RBZ insgesamt ca. 20.000 Schüler gleichzeitig und sorgt – unterstützt von den städtischen Einrichtungen wie z.B. durch das „Regionale Berufsbildungsbüro“ (RBB) – für die schulische Aus- und Weiterbildung und die entsprechenden beruflichen Anschlussperspektiven bzw. (Fach-)Hochschulqualifikationen.

Eines der drei gewerblich-technischen Berufskollegs der Stadt

Am Fritz-Henßler-Berufskolleg (FHBK) werden aktuell ca. 2.800 Schüler an insgesamt vier verschiedenen Zweigstellen in Dortmund unterrichtet. Als eines der drei gewerblich-technischen Berufskollegs der Stadt Dortmund hat das FHBK ein klares Ausbildungsprofil und ein herausragendes Ausbildungsportfolio.

So werden vor allem die schulischen Bildungsgänge und die verschiedenen Ausbildungsberufe der beiden beruflichen Fachrichtungen Gestaltungstechnik und Bautechnik angeboten. Der Gerüstbau ist in Dortmund-Mengede in der ehemaligen Zeche Hansemann angesiedelt und als einer von bundesweit drei Schulstandorten eng mit der ebenfalls dort ansässigen überbetrieblichen Ausbildungsstätte verzahnt. Die anderen Bauberufe werden im denkmalgeschützten Fritz-Henßler-Haus an der Bornstraße vermittelt.

Vernetzte schulische Infrastruktur

Im sanierten Hauptgebäude werden neben den vollschulischen Bildungsgängen vor allem die gestaltungstechnischen Ausbildungsberufe angeboten. Ein Alleinstellungsmerkmal stellt hier vor allem der sogenannte „Workflow“ dar. Durch die komplett vernetzte digitale schulische Infrastruktur werden Gestaltungsentwürfe der Mediengestalter oder Fotografen bzw. der Medientechnologen, Licht- und Schilderreklameherstellern oder der gestaltungstechnischen Assistenten als Druckvorlagen in der vollausgestatteten hauseigenen Druckerei mit Offset-, Digital und Siebdruckanlagen weiterbearbeitet und fertige Printprodukte erstellt.

Modernste digitale Technik

Das sanierte Hauptgebäude ermöglicht dank modernster digitaler Technik die pädagogisch geforderte Umsetzung der didaktischen Handlungsorientierung. Durch die Sanierung hat die Stadt Dortmund zudem die Voraussetzungen geschaffen, die vom Ministerium geforderte Digitalisierung der Bildung und der Berufskolleglandschaft im Rahmen des Projekts „Industrie 4.0“ zu nutzen.

Überregionale Fachklassen

Darüber hinaus ist das FHBK auch Standort für den Berufsschulunterricht einiger hochspezialisierter Berufe im Bereich der Chemietechnik und der Ernährungs- und Hauswirtschaftstechnik. Hier bietet das FHBK mit einer eigenen Schulbrauerei und -mälzerei und den technischen Möglichkeiten zum Brennen und Destillieren von Spirituosen landesübergreifende Ausbildungsmöglichkeiten für Brauer und Mälzer bzw. Brenner und Destillateure an.

Andere überregionale Fachklassen machen das FHBK und Dortmund zum Ausbildungsschwerpunkt für eine ganze Region. Dazu gehören u.a. Ausbildungsberufe wie z.B. die Gebäudereiniger, Chemielaboranten oder Vermessungstechniker.

Der zunehmende demographisch bedingte Rückgang der Schülerzahlen in den ländlichen Regionen Nordrhein-Westfalens führt gerade wegen der überregionalen Bedeutung des FHBK und der zentralen Lage Dortmunds als Westfalenmetropole mit steigendem Zuzug zu einer Stärkung des Bildungsstandortes.

Kollegium hat eigenes Wissen eingebracht

Das Ausbildungsportfolio des Fritz-Henßler-Berufskollegs der Stadt Dortmund (FHBK) bietet neben einigen landes- bzw. bundesübergreifenden Ausbildungsberufen wie u.a Brauer und Mälzer oder Brenner bzw. Destillateure vor allem im Rahmen der dualen Ausbildung die schulische Qualifikation in den beiden beruflichen Fachrichtungen Bautechnik und Gestaltungstechnik an. Durch diese beiden inhaltlichen Schwerpunkte ist ein Großteil des Kollegiums des FHBK besonders qualifiziert zur Unterstützung und Planung des gesamten Sanierungsprozesses. Die Stadt Dortmund als Schulträger und das Planungsbüro SSP haben dieses Potential erkannt und das Know How des Kollegiums im Vorfeld und während der Sanierungsphase genutzt. Das Ergebnis ist ein repräsentatives Gebäude, das sowohl in seinen baulichen Funktionszusammenhängen als auch in seiner ganzen Ästhetik den Schüler als Anschauungsobjekt und als optimal ausgestatteter Lernort zugute kommt.

Die Erreichung der Bildungsziele in Form von aktuell angestrebter Kompetenzerweiterung zielt nicht nur auf die Aneignung von Wissen ab, sondern setzt die Schaffung von komplexen und realitätsnahen Lernarrangements voraus, die bei den Schülern eine Vertiefung und Ausbildung ihrer Fertigkeiten ermöglicht und zu mehr Sozialkompetenz und Selbstständigkeit führt. Der Lernort mit seinen räumlichen Gegebenheiten und seiner digitalen Infrastruktur spielt bei diesem pädagogischen Verständnis der Kompetenzorientierung eine herausragende Rolle.

Intensiver Austausch – gelungenes Ergebnis

Den Akteuren dieses Schulbauprojektes ist durch die enge Zusammenarbeit und den Willen zur Kooperation eine besondere Synthese von baulich Notwendigem und Machbaren sowie von gestalterisch Wünschenswertem und Umsetzbarem gelungen. Beispiele hierfür sind u.a. die funktionale Zuordnung von Klassen-, Fach- und Werkräumen, die schulinterne Gestaltung und der Druck des Schulleitsystems, die Ausgestaltung von Schüleraufenthaltsräumen und die digitale Ausstattung der Räume und die zukunftsweisende Gebäudevernetzung. Die optische und funktionale Verbindung der denkmalgeschützten Gebäudeteile mit den modernen Gebäude-Elementen ist ein gelungenes Ergebnis des intensiven Austausches aller beteiligten Parteien, was dazu geführt hat, dass eben kein musealer Charakter des Denkmals entstanden ist, sondern Historie und Zukunft beruflicher Bildung sichtbar und spürbar wird.

Schulbaupreis 2018

Den gelungenen Umbau des Gebäudes zeichnen das Land NRW und die Architektenkammer NRW mit dem Schulbaupreis 2018 aus.

Quelle: Stadt Dortmund

 

Facebookrss