Einsatz für die Umwelt: Flüchtlinge bauten Insektenhotels

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Von links: Ella Mönch, Nahid Farshi, Rebecca Dettling ("lokal willkommen"), Essam Alkuwaifi, Marwa, Abdullah, Ghazi, Farah, Tammam Aldali und Jendrik Herdemann präsentierten die Insektenhotels.Bild(Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Dortmund-Agentur / Torsten Tullius 
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„Eröffnung“ auf dem Hauptfriedhof 

Einsatz für die Umwelt und gegen das Insektensterben: Zwei geflüchtete Väter aus Syrien haben zusammen mit ihren Kindern Insektenhotels gebaut. Am Donnerstag, 1. August 2019, wurden die beiden neuen Anflugstellen für Hummeln, Schmetterlinge und Bienen auf der Wildblumenwiese auf dem Hauptfriedhof „eröffnet“. Initiator des Projekts ist das Integrationsnetzwerk „lokal willkommen“.

Viele Flüchtlinge möchten sich gerne gesellschaftlich engagieren. Möglichkeiten dazu bietet u.a. das Integrationsnetzwerk „lokal willkommen“ in Brackel/Aplerbeck: In Kooperation mit dem Hauptfriedhof Brackel initiierte es das partizipative Angebot zum Bau von Insektenhotels. Die fachmännische Leitung übernahm der Dortmunder Jendrik Herdemann, der bereits 20 Insektenhotels gebaut hat, gemeinsam mit Bernd Fröse, Schreiner des Hauptfriedhofs, in dessen Werkstatt gearbeitet wurde.

Herdemann studiert sonderpädagogische Förderung auf Lehramt an der Technischen Universität Dortmund. Vor zwei Jahren entschloss er sich, etwas gegen das Insektensterben zu unternehmen. Im Internet informierte er sich über den Bau von Insektenhotels. Sein erstes fand, in Absprache mit dem Tiefbauamt, im Ewaldipark eine Heimat.

Begabungen nutzen

Die beiden handwerklich begabten Väter und ihre Kinder, Essam Alkuwaifi mit seinen Töchtern Marwa und Farah, und Tammam Aldali in Gesellschaft der Söhne Abdullah und Ghazi, waren engagiert bei der Arbeit: Innerhalb von nur knapp fünf Stunden errichtete das Team um Herdemann/Fröse zwei große Hotels. Väter und Kinder leben derzeit in den Stadtbezirken Brackel und Aplerbeck.

Rebecca Dettling und Ella Mönch von „lokal willkommen“ beraten Geflüchtete bei zentralen Problemen, etwa der Suche nach Wohnraum. In diesem Zusammenhang erötern die beiden Berater*innen mit den Klient*innen auch die jeweiligen Begabungen – so erkannten sie die praktische Veranlagung der beiden Papas.

Kenntnisreicher Umgang mit dem Material

Besonders erfreulich: Die Kinder hatten bereits in ihren Grundschulen Erfahrungen im Bau von Insektenhotels gesammelt und wussten genau, für welche Tiere die unterschiedlichen Materialien als Quartier dienen können.

So zeigte Farah kenntnisreich auf das Heu, dass gerade Käfern Unterschlupf im nächsten Winter bieten wird. Auch die Auswahl der Hölzer und Röhren ist entscheidend, weiß Jendrik Herdemann: „Man benötigt harte Laubhölzer wie Apfel oder Kirsche, um den Insekten einen geschützten Unterschlupf bieten zu können. Tanne oder Fichte könnten rissig werden und das Eindringen von Feuchtigkeit könnte die Larven gefährden.“ Geht es um Röhren als Unterschlupf, „so ziehen viele Insekten den Bambus vor“, erläuterte Herdemann weiter. Auch die Größe der Bohrungen bestimme, welche Art in den angebotenen „Wohnungen“ Einzug hält: „Die Bohrungen sind zwischen vier und zehn Millimetern groß. In den größeren Löchern gibt es etwa die gehörnte Mauerbiene, in kleineren die Faltenwespe“, erklärte Tammam Aldali.

Essam Alkuwaifi und Tochter FarahBild(Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Dortmund-Agentur / Torsten Tullius

An tierischen Bewohnern wird es auf dem Hauptfriedhof nicht mangeln: Der Standort auf der 2017 ökologisch angelegten Wildblumenwiese ist eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele nützliche Insekten wie Hummeln, Schmetterlinge und Bienen. Derzeit werden dort auch bestimmte Saatenmischungen getestet, die gerade Schmetterlingen und Wildbienen besonders zugute kommen sollen.

Bewerbung um das Label „StadtGrün naturnah“ 

Die Insektenhotels sind nun Bestandteil der laufenden Bewerbung um das Label „StadtGrün naturnah“ , um das sich die Stadt Dortmund beworben hat. Das Label „StadtGrün naturnah“ unterstützt Kommunen dabei, ihre Grünflächen ökologisch aufzuwerten, um attraktive Lebensräume für Mensch und Natur zu schaffen. Gefördert wurde das Projekt von „Komm-an NRW“, ein Programm des Landes NRW zur Förderung der Integration und Partizipation von Flüchtlingen in den Kommunen.

„lokal willkommen“ Brackel/Aplerbeck beteiligt sich mit zwei Projekten an dem Labelingverfahren „StadtGrün naturnah“: Neben dem Bau von Insektenhotels wird in Kooperation mit dem Referat Ökumene der evangelischen Kirche ein Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten im Meylantviertel in Dortmund-Wickede errichtet, der als Treffpunkt für alle Anwohner*innen dienen und zudem die ökologische Vielfalt stärken soll. „Vor einem Monat wurde zusammen mit 15 Geflüchteten die ersten Hochbeete angefertigt, außerdem wird der Garten mit eigens angefertigten Möbel bestückt. Im September wird es zur Eröffnung ein gemeinsames Picknick für alle geben“, sagte Ella Mönch.

Zwei Erfolgsgeschichten

Beide Projekte seien „ein gelungenes Beispiel für gelebtes Miteinander zwischen Bürger*innen und Geflüchteten“, so Nahid Farshi, Projektkoordinatorin von „lokal willkommen“. Diese Erfolgsgeschichte möchte man weiterschreiben – so würden in Zukunft weitere Insektenhotels und Gemeinschaftsgärten in den Bezirken entstehen. Derzeit sei man auf der Suche nach geeigneten Orten.

Das Integrationsnetzwerk „lokal willkommen“ unterstützt zugewanderte Menschen, die in den Dortmunder Stadtbezirken ein neues Zuhause gefunden haben. Es bringt zugewanderte und alteingesessene Menschen zusammen. Es hilft Menschen, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden, berät und vermittelt Kontakte.

Quelle: Stadt Dortmund

 

 

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