Selm kann mit Branchen-Mix & Barbarossa-Jahr punkten 

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Das IHK-Wirtschaftsgespräch in Selm (v.l.): Prof. Dr. Ralf Schaltenbrand, Jörg Lehnerdt, Bürgermeister Mario Löhr, Joachim Horn, IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber und IHK-Regionalbetreuer Tobias Schucht. 
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Mehr als 50 Gäste beim IHK-Wirtschaftsgespräch im Haus Kreutzkamp 

Mehr als 50 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung waren auf Einladung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund zum diesjährigen Wirtschaftsgespräch ins Haus Kreutzkamp gekommen. Durch den Abend führten Joachim Horn, Inhaber und Geschäftsführer des DERPART Reisebüro Horn und Mitglied der IHK-Vollversammlung sowie der IHK-Regionalbetreuer für Selm Tobias Schucht.

Zu Beginn warf Horn einen Blick auf die konjunkturelle Lage aus dem Ruhrlagebericht, den die IHKs aus dem Ruhrgebiet vor wenigen Tagen vorgelegt hatten. Zwar folge nach einem langen Hochsommer jetzt der konjunkturelle Herbst, von einer Schlecht-Wetter-Front am Konjunkturhimmel könne aber für den westfälischen Teil des Ruhrgebiets keine Rede sein. Das ist das Ergebnis der repräsentativen IHK-Konjunkturumfrage bei 139 Unternehmen mit mehr als 23.000 Beschäftigten aus den Städten Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna.

Die Geschäftslage werde von den meisten Unternehmen zwar noch ausgesprochen positiv bewertet, gegenüber dem Jahresbeginn hat sich die Stimmung allerdings eingetrübt. Waren es damals noch 97 Prozent der befragten Unternehmen, die ihre geschäftliche Lage mit der Note gut oder befriedigend bewerteten, ist der Anteil auf knapp 94 Prozent leicht zurückgegangen. Gegenüber der vergangenen Umfrage hätten die Unternehmen ihre Exporterwartungen am deutlichsten nach unten korrigiert. Nur noch 8,4 Prozent der befragten Unternehmen erwarten höhere Exporte. Anfang des Jahres seien es noch 24 Prozent gewesen. Horn: „Wir sollten die konjunkturelle Lage daher nicht schlechtreden.“

Die Zahl der IHK-zugehörigen Unternehmen ist in Selm im Vergleich zum Oktober 2018 von 1.226 um 31 auf 1.257 gestiegen, ein Plus von 2,5 Prozent. „Erfreulich stimmt der Blick auf den Arbeitsmarkt: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt, während die Zahl der Arbeitslosen kontinuierlich sinkt“, stellt Horn fest. Innerhalb eines Jahres sank die Arbeitslosenquote von 8,8 auf 8,4 Prozent. In absoluten Zahlen sind das für Selm 801 Arbeitslose. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten lag Ende Juni 2019 bei 5.306, ein Plus von 186 absolut und 3,6 in Prozent gegenüber dem 30. Juni 2018. Die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse ist mit 51 konstant auf dem Niveau des Vorjahres geblieben.

Bürgermeister Mario Löhr berichtete über die aktuellen Entwicklungen in Selm. Im Anschluss widmete sich IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber dem erforderlichen zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Lünen und Münster und bezeichnete das 27 Kilometer lange Teilstück als die am stärksten vernachlässigte Metropolenverbindung in Deutschland. Aus Sicht der IHK müsse mit Weitblick geplant werden. Notwendig sei neben den Reparaturen der bestehenden Mängel auch ein zweites Gleis auf der gesamten Strecke, ausgebaut für durchgängig 230 km/h. Zudem sei eine Brücke im östlichen Bereich des Dortmunder Hauptbahnhofs erforderlich, um dort die intensiven Ost-West-Verkehre von denen nach Münster abzugrenzen.

Der Regionalverband Ruhr hatte zuletzt erklärt, der für die zukünftige Flächenzuordnung im Ruhrgebiet so wichtige Regionalplan werde nicht 2020 verabschiedet. Dem Planungsdezernenten des Regionalverband Ruhr, Martin Tönnes, werde seitens der Koalitionspartner Missmanagement vorgeworfen. Schreiber betont: „Unsere Unternehmen brauchen endlich Planungssicherheit für ihre Investitionsabsichten. Diese Zeitverzögerung hemmt die wirtschaftliche Entwicklung in unserer IHK-Region und im gesamten Ruhrgebiet.“

Danach ging Schreiber auf die Ergebnisse der „Kohlekommission“ ein: Mit der Schließung von vier Steinkohlekraftwerken im Kreis Unna könnten mittelfristig bis zu 1.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Vor diesem Hintergrund betonte Schreiber die Notwendigkeit, dass die vom Bund zugesagten finanziellen Hilfen nicht nur den rheinischen Braunkohlerevieren zukommen. „Auch hier vor Ort im Kreis Unna brauchen wir Geld, um diesen Strukturwandel abzufedern.“ Zugleich müsse bei den Planungen für die Nachnutzung der riesigen Areale das große Potenzial als Industrie- und Gewerbeflächen beachtet werden. „Unsere Wirtschaft braucht Flächen, um wachsen zu können“. Der Kreis Unna sei hier mit seinem regionalen Entwicklungskonzept auf einem guten Weg.

Die Stadt Selm will ihr zuletzt 2013 aktualisiertes Einzelhandels- und Zentrenkonzept neu aufzustellen, um die Entwicklung des Einzelhandelsstandorts Selm in den nächsten Jahren nachhaltig mitgestalten zu können. Jörg Lehnerdt, Leiter der Niederlassung Köln der BBE Handelsberatung GmbH, berichtete über den aktuellen Stand. Selm kombiniere eine starke Nahversorgung mit dem Ambiente einer münsterländisch geprägten Kleinstadt. Das Hauptzentrum profitiere von der verkehrsgünstigen Lage und könne sich mit einem der Stadtgröße und -struktur angemessenen Branchenmix gegenüber dem regionalen Wettbewerb und dem Onlinehandel behaupten.

Zum Ausklang des IHK-Wirtschaftsgesprächs in Selm gab es einen Ausblick auf das Barbarossa-Jahr 2022: Das Schloss Cappenberg und die in der Stiftskirche verwahrte Büste, die den Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa zeigen soll, gehören zu den kulturellen Schätzen Selms. Prof. Dr. Ralf Schaltenbrand vom Rotary Club Selm Kaiser Barbarossa referierte über das Geheimnis des Barbarossakopfes und zeigte die geplanten Aktivitäten für das Jubiläumsjahr auf. Für sein bisheriges Engagement war ihm durch Bürgermeister Mario Löhr erst vor wenigen Wochen am westfälischen Abend der wissenschaftlichen Tagung „Cappenberg: Der Kopf, das Kloster und seine Stifter“ die Freiherr-vom-Stein-Medaille der Stadt Selm verliehen worden.

Quelle: Industrie- und Handelskammer zu Dortmund

 

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