Benno Elkans Mahnmal ist im MKK virtuell erlebbar

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Elkans Enkelin Beryn Hammil, Vertreter der Dortmunder IT-Firma Viality, des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark, der Stadtverwaltung Dortmund, des Museums für Kunst und Kulturgeschichte und der Sparkasse Dortmund stellten das virtuelle Mahnmal vor.  Bild: Stadt Dortmund / Elena Hesterkamp
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Im Orchesterzentrum Dortmund präsentierten am Freitag, 31. August, der Historische Verein Dortmund, die Stadt Dortmund und das VR-Unternehmen Viality die Rekonstruktion des verschollenen Kunstwerkes „Mahnmal für die Toten des Krieges“ von Benno Elkan, das jetzt im MKK virtuell erlebbar ist.

Körper, die sich unter den Massen zusammenfallender Gebäude krümmen; Steine, die sie erdrücken, quälen. Das „Mahnmal für die Toten des Krieges“ zeigt das Leid der vielen zivilen Opfer der Luftangriffe während des Zweiten Weltkrieges. Dieses Denkmal zu erschaffen – sowohl in Bronze als auch Granit – und es in seiner geliebten Heimatstadt Dortmund zu errichten war einer der größten Wünsche des Künstlers Benno Elkan. Doch diesen Traum konnte er nicht mehr umsetzen. Dank der Zusammenarbeit verschiedener Akteure – insbesondere durch die Arbeit der Dortmunder Firma Viality – ist dieser Traum nun Wirklichkeit geworden. Elkans Mahnmal wird in Dortmund stehen – wenn auch nur in der virtuellen Realität. Zuerst wird das Bronze-Denkmal im Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen sein, in ca. acht Wochen können Besucher das Granit-Denkmal hinter dem Dortmunder U finden – mit ihrem Smartphone.

Präsentiert wurde die virtuelle Skulptur im Orchesterzentrum | NRW. Die Enkelin des Künstlers, Beryn Hammil, hatte als Erste die Möglichkeit, das Mahnmal mit Hilfe einer AR-Brille (Augmented-Reality-Brille) zu erleben. Sie war aus San Francisco angereist. Mit Hilfe der Brille umrundete sie das Werk von allen Seiten, während das Publikum auf einer Leinwand live ihre Sicht auf das Objekt verfolgen konnte.

Beryn Hammil äußert sich begeistert über das Ergebnis. Ihr Traum und der Traum ihres Großvaters seien nun Wirklichkeit geworden, eine Wirklichkeit, die auf der ganzen Welt simultan gesehen werden könne, sagte sie. „My feelings also are of gratitude to the people who shared my dream of making Benno’s last, and in his words, his ‚best und worthy artistic work‘ a reality.“

Benno Elkans Enkelin Beryn Hammil war die Erste, die das Kunstwerk ihres Großvaters mit Hilfe einer „Augmented Reality“-Brille erleben konnte als stünde es vor ihr auf der Bühne.
Bild: Stadt Dortmund / Elena Hesterkamp

„Deutschlands modernstes Denkmal“

Ullrich Sierau äußerte sich wie folgt: „Mein großer Dank geht an alle Beteiligten, die dieses großartige Projekt mit unermüdlichem ehrenamtlichen Engagement umgesetzt haben“, sagte der Oberbürgermeister der Stadt Dortmund. „Der Dank gilt auch dem Historischen Verein und dem Sponsor Sparkasse Dortmund. Durch diese Allianz ist Deutschlands modernstes Denkmal entstanden – ein virtuelles Mahnmal, dass Benno Elkans Traum auf ganz besondere Weise wahr werden lässt, für eine innovative Erinnerungskultur steht und gleichzeitig eine Reminiszenz an einen berühmten Sohn unserer Stadt ist.“

Dass „Benno´s Dream“ in Erfüllung gehen konnte, ist der guten Zusammenarbeit verschiedener Dortmunder Kräfte zu verdanken: Der Historische Verein Dortmund mit seinem Vorsitzenden Adolf Miksch hat unter großem Engagement seiner Mitglieder Wolfgang Weick und Gerd Kolbe das Projekt initiiert und als Projektträger fungiert. Die Sparkasse Dortmund hat mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Uwe Samulewicz das virtuelle Mahnmal durch ein großzügiges Sponsoring erst möglich gemacht und das Dortmunder Virtual Reality Unternehmen viality hat in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität die Technik entwickelt, aus nur sieben schwarz-weiß Fotos das Mahnmal virtuell zu rekonstruieren und bald für alle zugänglich zu machen. „Die Sparkasse ist dem Dortmunder Bildhauer Benno Elkan seit jeher in besonderem Maße verbunden. Wir haben uns gerne an diesem modernen, digitalen und außergewöhnlichen Projekt beteiligt“, so Uwe Samulewicz, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dortmund.

„Das Werk des gebürtigen Dortmunder Künstlers Benno Elkan hat für unsere Stadt eine elementare Bedeutung“, erläutert Wolfgang Weick vom Historischen Verein, „Benno war selbst ein Opfer des Krieges und hat seine schrecklichen Erlebnisse in diesem Mahnmal gegen den Krieg verarbeitet. Sein Traum war es, dieses Mahnmal in seiner Geburtsstadt Dortmund als ca. neun Meter breites und drei Meter hohes Granitdenkmal und als kleinere Bronzevariante zu erschaffen.“

Benno Elkan (1877-1960) verstarb, bevor er seine Vision realisiert konnte, das Modell des Mahnmals ist bis heute verschollen und nur sieben schwarz-weiß Fotos der Skulptur wurden in seinem Nachlass von Beryn Hammil, Enkelin des Künstlers, wiederentdeckt. Anlässlich der Widmung der „Benno-Elkan-Allee“ im April 2016 in Dortmund schlug sie Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau vor, „Benno’s Dream“ endlich wahr werden zu lassen.

Unterstützung von der TU Dortmund

Der Historische Verein Dortmund mit Gerd Kolbe und Wolfgang Weick machen sich auf die Suche, wie das Projekt umgesetzt werden könnte. Unterstützung fanden Sie bei Professor Heinrich Müller vom Lehrstuhl für Graphische Systeme, Informatik VII, der TU Dortmund und Markus Rall, CEO des jungen Unternehmens viality, einem Digital Reality Spezialisten im Dortmunder Technologiezentrum.

Beide Teams arbeiteten ein Jahr lang ehrenamtlich mit Hilfe photogrammetrischer und anderer graphischen Programme daran, das Denkmal aus den Fotos heraus zum modernsten Denkmal Deutschlands zu rekonstruieren und virtuell auferstehen zu lassen. „Wir hatten sehr wenige Daten – und konnten so nicht mit konventionellen Methoden oder bestehender Software arbeiten“, erklärt viality-Chef Markus Rall, „deshalb mussten wir viel forschen und entwickeln und sind glücklich, dass wir jetzt das Mahnmal in dieser Qualität virtuell erstehen lassen konnten. Außerdem glauben wir, dass diese moderne Art der Erinnerungskultur wieder viele junge Menschen anspricht.“ Das Mahnmal soll in Zukunft an zwei Stellen in Dortmund virtuell zu besichtigen sein: Im Museum für Kunst und Kulturgeschichte kann die virtuelle Bronzeversion mit Virtual Reality Brille betrachtet werden. Außerdem kann demnächst in der Nähe des Dortmunder U und später auf der Benno-Elkan-Allee das große Granitmahnmal per Smartphone oder Tablet virtuell besichtigt werden.

Bild: Stadt Dortmund / Elena Hesterkamp

Benno Elkan, Künstler und Fußball-Pionier

Benno Elkan wurde am 2. Dezember 1877 als Sohn des jüdischen Herrenschneiders Salomon Elkan und seiner Frau Rosalie in Dortmund geboren. Er wuchs in der Brückstraße auf, besuchte das Tremonia-Gymnasium und anschließend ein Internat in Lausanne. Nach einer Lehre als Kaufmann studierte der begabte Zeichner Malerei an der Akademie der Künste in München und Karlsruhe. 1905-1907 lebte er in Paris, wo er Auguste Rodin, Henri Matisse und Jules Pascin kennenlernte; anschließend bis 1911 in Rom. 1906 hatte er im Dortmunder Rathaus eine erste Einzelausstellung.

Den Ersten Weltkrieg erlebte Benno Elkan als Soldat an der Front. Nach dem Krieg lebte er ab 1919 in Frankfurt am Main. Dort wurde er Vorsitzender des Künstlerrats und erhielt vom Magistrat den Auftrag für ein Mahnmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges. Sein Werk fand zunehmend Beachtung. Seinen ersten Auftrag als Bildhauer erhielt er von Karl Richter, Chefredakteur des Dortmunder Generalanzeigers. In Dortmund ist er mit einer Reihe von Grabmalen vor allem auf dem Ostfriedhof vertreten.

Nach dem durch die Nationalsozialisten ausgesprochenen Berufsverbot emigrierte Elkan 1934 nach England und arbeitete dort mit großem Erfolg als Bildhauer. Dort entstand auch die fünf Meter hohe Menora, die heute vor der Knesset, dem israelischen Parlament, in Jerusalem steht. Der Bronze-Leuchter zeichnet auf seinen sieben Armen die Geschichte Israels nach. Er ist das Hauptwerk Benno Elkans und war in den 1950er Jahren das offizielle Geschenk Englands an die damals jüngste Demokratie der Welt.

Benno Elkan zählt außerdem zu den Fußball-Pionieren der Stadt Dortmund: Er gehörte 1895 zu den Gründern des ersten „Dortmunder Fußball-Club 1895“, heute TSC Eintracht 48/95. Als junger Kunststudent war er 1900 auch an der Gründung des FC Bayern beteiligt. Im Londoner Exil schuf er 1950 als Auftragsarbeit für Arsenal London den berühmten „Fighting Cock“, das Emblem von Tottenham Hotspurs, als 43 cm große Skulptur. Dieses Werk ist verschollen. Am 10. Januar 1960 starb Benno Elkan in seinem Londoner Exil.

Historischer Verein für Dortmund und der Grafschaft Mark e.V.

Der Verein wurde 1871 gegründet und ist damit die älteste Institution Dortmunds, die sich der langen, ereignisreichen Geschichte der Stand uns ihrer Umgebung widmet. Er sieht seine Aufgabe vor allem darin, diese spannende Geschichte weiter zu erforschen, ihre unterschiedlichen Ausprägungen lebendig in die Gegenwart zu bringen und damit ein wichtiges Stück Identitätsarbeit zu leisten.

Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V. Geschäftsstelle im Stadtarchiv – Gegenwärtiger Vorsitzender ist Altbürgermeister Adolf Miksch.

Das Projekt „Benno’s Dream“ haben Gerd Kolbe und Wolfgang E. Weick, beide im Vorstand des HV, vorangetrieben. Bei der Realisierung des Projektes und deren Finanzierung hat der HV als Projektträger fungiert und dadurch die Sparkasse Dortmund als Sponsor gewinnen können.

viality – Virtuelle Realität erleben

viality ist eine erfolgreiche Agentur für Digital Reality Lösungen mit Sitz im Technologiepark Dortmund. Das Unternehmen bietet innovative Möglichkeiten im Bereich Virtual- und Augmented Reality. Als VR-Pioniere der ersten Stunde kann das interdisziplinärer Team auf eine langjährige Erfahrung zurückgreifen und zählt namenhafte Konzerne zu seinen Kunden.

Geschäftsführer Markus Rall studierte IT und Architektur an der Fachhochschule Dortmund. 2009 gewann er den zweiten Preis beim Gründungswettbewerb „start2grow“ der Wirtschaftsförderung Dortmund und gründete anschließend „viality“.

Quelle: Stadt Dortmund

 

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