Gelunger Start in den Kirchentag

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v.l. Dr. Julia Helmke, Generalsekretärin Kirchentag, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und 3.v.r. Oberbürgermeister Ullrich SierauBild(Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Dortmund-Agentur / Roland Gorecki 
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Auftakt zum Kirchentag lockt Tausende Menschen zum gemeinsamen Austausch, Feiern und Beten in die City

Mit drei besonderen Gottesdiensten, einem Straßenfest und leuchtendem Segen hat am Mittwoch, 19. Juni, der Deutsche Evangelische Kirchentag in Dortmund begonnen. Zur Eröffnung begrüßte OB Sierau u.a. Armin Laschet und Frank-Walter Steinmeier. Der Abend der Begegnung lockte Tausende in die City.

Auch wenn Petrus für schwüle Hitze, sowie ein paar Gewitter und Regenschauer sorgte, war die Stimmung am ersten Veranstaltungstag des Kirchentages ausgelassen.

Mit drückender Hitze begann der 19. Juni, früh morgens stiegen bereits die ersten Menschen vollgepackt mit Wanderrucksäcken, Iso-Matten und Schlafsäcken am Bahnhof aus den Zügen. Ihr Ziel: Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag in Dortmund.

Bilderstrecke: Auftakt des Deutschen Evangelischen Kirchentages lockt Tausende Menschen zu Gottesdiensten und Straßenfest in die City

Trotz der hohen Temperaturen herrschte bereits früh am Morgen eine muntere Stimmung. Das zusätzliche Publikum in der Stadt fällt auf. Die Besucher*innen sind an ihren Kirchentagsbändchen oder ihren gut gefüllten Tagesrucksäcken zu erkennen, freundlichen Blickes wandeln sie durch die Innenstadt.

Gedenken zu Beginn

Es ist gute Tradition des Kirchentags, zum Auftakt den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken. Auf dem Platz vor der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache erinnerten Kirchentagspräsident Hans Leyendecker und der Rabbiner der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, Baruch Babaev, an alte und neue Täter*innen . „Der Holocaust zeigt, wie tief ein Einzelner oder eine ganze Gesellschaft sinken kann“, sagte Babaev. „Rund 7 Jahrzehnte nach diesem Zivilisationsbruch werden die Stimmen des Hasses immer lauter“, fuhr er fort. Angelehnt an das Kirchentagsmotto „Was für ein Vertrauen“ blickte er auch hoffnungsvoll in die Zukunft: Keine 24 Stunden vor seiner Rede an der Steinwache hatte seine Frau eine Tochter zur Welt gebracht.

Kämpferisch zeigt sich Leyendecker bei seinen Grußworten. Angesichts der 70 Jahre Grundgesetz in Deutschland und der Ermordung des Regierungspräsidenten von Kassel, Walter Lübcke , erwies er sich als Verfassungspatriot und rief alle Demokrat*innen dazu auf, „den rechten Terror gemeinsam zu bekämpfen“.

Ein kurzes Grollen ist zu hören, dann ein leichter Regenguss. Der ist schnell wieder vorbei. Anhand szenischer Lesungen und Tänzen vom JugendTanztheaterBallettDortmund werden die Gäste mitgenommen auf eine Zeitreise, auf der auch den Opfern des NSU gedacht wird. Rainer Zunder und Friedrich Stiller von Christen gegen Rechtsextremismus unterstrichen zum Abschluss den Widerstand gegen den Faschismus als genuin christliche Verantwortung.

Tausende freiwillige Helfer*innen 

Um 15:30 Uhr begrüßte Oberbürgermeister Ullrich Sierau rund 400 geladene Gäste in der Bürgerhalle des Rathauses: „Als Stadt einen Kirchentag zu beherbergen, ist etwas ganz Besonderes. Auf dieses großartige Ereignis freuen wir uns schon seit vielen Wochen.“

Sierau betonte die kulturelle Vielfalt Dortmunds als Stadt, „die für Wertschätzung und Respekt“, und „gegen Diskriminierung und Verfolgung eintritt“. Auch 2015, als „die Flüchtlingskrise ihren Höhepunkt erreichte“, habe sich „Dortmund nicht weggeduckt“.

Der Oberbürgermeister würdigte die Arbeit der vielen Tausend Menschen, die an den Vorbereitungen des Kirchentages beteiligt sind – darunter hunderte ehrenamtlicher Helfer*innen. „Ohne ihren Einsatz wäre eine solche Großveranstaltung nicht möglich und dafür möchte ich Ihnen an dieser Stelle im Namen der Stadt Dortmund herzlich danken.“

Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Armin Laschet hob besonders das Motto des Kirchentags hervor: „‚Was für ein Vertrauen‘ – das trifft auf die heutige Zeit zu, wie kaum ein anderes Motto.“ Viel Vertrauen sei in den letzten Jahren auch verletzt worden, so von Seiten des Staats, der gerade im Bezug auf die Aufklärung der NSU-Morde versagt habe: „Nie wieder dürfen wir so weg schauen, wie wir es beim NSU gemacht haben!“, rief er den Besucher*innen zu. Laschet unterstrich weiter, dass der Kirchentag der Maßstab sei, was eine Gesellschaft bewege. „Kirchentage sind nicht neutral. Menschen, die die Werte der Kirche nicht vertreten, haben auf den Podien nichts verloren“, so Laschet.

Kirchentagspräsident Hans Leyendecker lobte die professionellen Organisatoren in Dortmund. Dabei sei deutlich geworden, „was Dortmund alles kann“. Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Dr. Annette Kurschus, hob hervor, dass sie bei den langen Vorbereitungen des Kirchentages gemerkt habe, welch ein Glück, eine Chance und ein Segen es für die Landeskirche sei, Gastgeberin dieses Großereignisses zu sein: „Wir lernen uns neu kennen und schätzen“, so Kurschus.

Eröffnungsgottesdienste: Was für ein Vertrauen

Um 17:30 Uhr ging es für alle Beteiligten zu den Eröffnungsgottesdiensten. Auf der Bühne auf dem Friedensplatz gab es einen Großgottesdienst für Groß und Klein, der Gottesdienst auf dem Hansaplatz bot die Predigt in Leichter Sprache und auf der Bühne Ostentor fand der Gottesdienst vor großer Kulisse statt.

Überall stimmten sich Gastgeber*innen und Gäste auf die folgenden Festtage ein. Vor Bühne am Ostentor tummelten sich Tausende Menschen. Sie lauschten der Begrüßung von Hans Leyendecker, dem Kichentragspräsidenten und der Predigt von Annette Kurschus. Sie wurde unter anderem von den Posaunenchören des Deutschen Evangelischen Kirchentags und der Projektband der Jugendkirche Hamm begleitet.

„Packen wir die Zukunft an!“

Nach der Predigt folgten Worte und Grüße zur Eröffnung: Gegen 18:30 Uhr hieß Frank-Walter Steinmeier die Besucher*innen willkommen. Der heutige Bundespräsident war lange Zeit im Kirchentagspräsidium und hat in dieser Zeit bereits für Dortmund als Gastgeber-Stadt geworben. Heute ist es endlich soweit. In seiner Rede konzentrierte er sich auf die Losung und betonte, dass auch Deutschland auf Vertrauen aufgebaut ist. So beginne schon die Verfassung mit den Worten, dass alle Bürger*innen Vertrauen verdienen, egal wie unterschiedlich sie auch seien mögen. Ebenso ging er auf die Jugendbewegung „Fridays for Future“ ein und lobte die Jugendlichen für ihr Engagement: „Wenn wir wollen, dass unsere Kinder auf diesem Planeten weiterleben, müssen wir unser Leben, unsere Wirtschaft und das eigene Verhalten ändern.“

Er sei dankbar, dass sich der Kirchentag auch den schwierigen Fragen stelle: „Der Kirchentag will die Welt nicht nur beschreiben, sondern sie verändern. Egal, ob digital oder analog – die Zukunft ist ungeduldig. Packen wir sie an“, schloß der Bundespräsident seine Begrüßung.

Eine Mitmach-Veranstaltung für eine Mitmach-Stadt

Ullrich Sierau in seinem Grußwort: „Der Kirchentag ist nicht nur eine wunderbare Gelegenheit auf vielfältige Weise die wertvolle Arbeit der evangelischen Kirche zu zeigen, er bietet auch die Möglichkeit den Zehntausenden Besucher*innen Dortmund als die Stadt zu zeigen, die sie ist: eine internationale, tolerante und weltoffene Stadt in der Vielfalt im gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Miteinander gelebt wird.“

Dortmund sei eine Stadt in der sich die Menschen engagieren, eine Stadt in der sich ein breites Bündnis verschiedener Akteure aus Politik, Verbänden, Verwaltung, und Zivilgesellschaft für Toleranz, Demokratie und Vielfalt einsetze, daher sei der Kirchentag „hier auch genau richtig: eine Mitmach-Veranstaltung in einer Mitmach-Stadt.“ Er schloss mit den Worten: „Glück auf und Halleluja.“

Passenderweise hieß es im Anschluss: „Da machse wat mit!“ In der Innenstadt – zwischen Kampstraße und dem Wall – heißen Kirchengemeinden und Initiativen der evangelischen Kirche von Westfalen die Besucher*innen willkommen. Die Gäste starten bei Currywurst, Pfefferpothast und anderen westfälischen Köstlichkeiten genussvoll in den Abend. Einige trieb es auch gleich in den Pavillion der guten Nachrichten.

Großkonzerte: Bunt gemischt von Rap bis Gospel

Kurz darauf starteten die ersten Großkonzerte des Abends. Besucher*innen konnten sich musikalisch von Jazz bis Pop unterhalten lassen. Auf dem Friedensplatz mischte etwa Schlakks gleich zu Beginn das Publikum auf: Der Dortmunder Rapper spielte Songs von seinem dritten Longplayer „Indirekte Beleuchtung“. Zu den harten Beats des Rappers tanzten Jugendliche, Väter und Mütter mit ihren Kindern.

Anna Loos und Band zeigten auf der Bühne am Hansaplatz einen Querschnitt des neuen Albums „Werkzeugkasten“. Der Deutschpop ist kraftvoll, teils nachdenklich, aber vor allem einfühlsam. Trotz der ernsten Themen und teils selbstreflektierenden Text, herrschte auch hier Feierlaune. Fans sangen mit und klatschten und ließen sich von der Sängerin mitreißen.

Timo Böcking und Dieter Falk wechselten sich auf der Bühne am Ostentor ab. Während Böcking Gospel und Soul zum Besten gab, überzeugte Falk mit einer Mischung aus Klassik und Pop. Sitzend und bestens gelaunt, trotz eines drohenden Regengusses, sangen die Zuhörer*innen gemeinsam mit Falk dreistimmig das Gloria von Bach. Daraufhin gaben Martin Buchholz und Torsten Harder Lieder und Geschichten zum Besten. Ganz getreu dem Motto: Zeig, was du liebst!

Um 22:30 Uhr endete der erste Tag: Beim Segen zur Nacht wurde die Stadt bei der Bühne am Hansaplatz, Friedensplatz und Ostentor nur noch von einem Lichtermeer aus Kerzen erleuchtet. Die Besucher*innen sangen und beteten gemeinsam und ließen so den ersten Tag des Evangelischen Kirchentages ruhig ausklingen.

Morgen geht es dann weiter: Podien, Bibellesungen, Gottesdienste und Workshops laden weiter zum Mitmachen ein.

Quelle: Stadt Dortmund

 

 

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