Dortmunder Kinogeschichte(n): Ausstellung im MKK erinnert an die große Zeit der Lichtspielhäuser

0
107
Freuen sich auf eine spannende Ausstellung: (v.li.) Christian Weyers (Leiter Stabsstelle Kreativquartiere), Jennifer Thal (Kuratorin), Astrid Wegener (MKK) und Dr. Jens Stöcker (Direktor des MKK) Bild: Dortmund-Agentur / Roland Gorecki
Facebookrss

Die Ausstellung und Videoinstallation „Olympia Universum Palast“ erinnert an die Dortmunder Kinogeschichte(n) und erzählt die persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen wichtiger Protagonisten der heutigen Dortmunder Kinoszene.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wandelte sich die noch junge Kunst der Kinematographie von einer Jahrmarktsattraktion zu einem Unterhaltungsmedium für alle Schichten. Eine Entwicklung, die sich zu dieser Zeit auch im Stadtbild niederschlägt. Die sogenannten Lichtspiele entstehen in allen größeren deutschen Städten.

Der „Hotspot“ der Dortmunder Kinogeschichte

Dauer eines Spielefilms für in neue Welten entführten. „Das Brückstraßenviertel war der Hotspot des Kinos in Dortmund und das Amüsierviertel um die Jahrhundertwende“, so Christian Weyers, Leiter der Stabsstelle „Kreativviertel“ und einer der Mitorganisatoren der Ausstellung. Ihr Ziel soll laut Weyers „möglichst viele Orte sichtbar machen“, so wolle man vor allem den Jüngeren Besuchern einen Eindruck von der Reichhaltigkeit der Dortmunder Kinogeschichte vermitteln.

„Mich hat es verblüfft, wie viele Kinos es hier in Dortmund gab – obwohl es ja noch nicht mal die Stadt mit der höchsten Kinodichte war“, so die Kuratorin, Jennifer Thal.

Ihre Masterarbeit an der FH Dortmund und das daraus zusammengesammelte Bildmaterial bildeten die Grundlage des Projekts. „Dann kam ziemlich schnell die Idee auf, dieses Material in Bewegt-Bild zu bringen.“ Nach einer Recherche, die Thal u.a. ins Dortmunder Stadtarchiv und ins WDR-Archiv führte, entstand die Idee zu einer Videokollage, die nun in Form einer Installation im Museum für Kunst und Kulturgeschichte den Startpunkt des Kino-Rundgangs mit seinen insgesamt 12 Stationen bildet.

Video-Installation und Rundgang als Symbole einer sich wandelnden Kulturlandschaft

Die einzelnen Stationen werden durch historisch anmutende, gelbe „Nasenschilder“ (alten Faltreklamen ähnlich) mit der Aufschrift „Hier ist jetzt ein Kino“ markiert. Sie bilden Zugleich Symbole für den kulturellen Strukturwandel Dortmunds und neuerliche Orientierungspunkte einer sich wandelnden Erinnerungskultur, die das Verschwinden der alten Lichtspielhäuser – heute existieren nur noch das Roxy in der Nordstadt und die Schauburg im Brückviertel – zunehmend als Verlust begreift: „Der Sinn dahinter ist auch zu zeigen, dass das Brückstraßenviertel ständig im Wandel ist. Die Schilder sind durch den Leerstand natürlich negativ konnotiert, aber sie sind auch ein Zeichen für den Umbruch“, so Thal.

Man wolle mit der Ausstellung aber keine eine historische Abhandlung zum Thema der Dortmunder Kinogeschichte liefern: „Für mich ist Kino eigentlich die Freizeitaktivität mit der man Kindheitserinnerungen verbindet und gleichzeitig ins Schwelgen kommt – das war der Aufhänger des Ganzen.“ Die Auststellung soll laut Thal also unbedingt persönliche Erinnerung wecken und die Frage aufwerfen: „Was bedeutet Kino für mich?“

„Olympia Universum Palast“ erzählt daher auch die persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen von vier wichtigen Protagonisten der aktuellen Dortmunder Kinoszene. Die knapp 17-minütige, begehbare Installation im MKK kombiniert die wandelbare Dortmunder Kino-Historie mit den vier Lebensläufen. So facettenreich wie die Dortmunder-Kinogeschichte(n) sind dann auch die Antworten der vier Protagonisten auf Thals Ausgangsfrage:

Die Vier Protagonisten

Dieter Burgmanns Leidenschaft gilt der Technik des Lichtspiels. Als ehemaliger Filmvorführer berichtet der Dortmunder von seiner beruflichen Vergangenheit und den Entwicklungen der Dortmunder Kinos. Für ihn ist Kino zunächst einmal durch eine „Flucht vor der Realität in eine Fantasiewelt oder andere Realität“ gekennzeichent.

Suse Solbach und Peter Fotheringham leben ihre Liebe zum Kino als Vorsitzende des Vereins „sweetSixteen-filmclub“ im Kulturort Depot aus. Sie berichten von den Herausforderungen, die eine solche Liebe und das Betreiben eines gemeinnützigen Kinos bedeutet. Für Fotheringham bedient das Kino das grundmenschliche Bedürfnis, sich gegenseitig Geschichten zu erzählen: „Ganz früher haben sich Menschen in einer Höhle ums Lagerfeuer gesetzt und die moderne Höhle ist nunmal das Kino.“

Alexander Terzakis ist Veranstaltungsleiter der „Schauburg“, dem ältesten bestehenden Kino in Dortmund. Er gibt Einblicke in die Veränderungen, die die Dortmunder Kinokultur seitdem erlebt hat: „In den 50er Jahren konnten die Kinos spielen, was sie wollten, die Leute kamen.“

Text: Patrick Zemke

„Olympia Universum Palast“ entstand als Kooperation der Stabsstelle Kreativquartiere der Stadt Dortmund und des Museums für Kunst und Kulturgeschichte. Die Szenografie und kuratorische Begleitung der Installation konzipierte und realisierte Jennifer Thal im Rahmen ihrer Masterarbeit im Bereich Szenografie und Kommunikation (FH Dortmund).

Zu sehen ist die Ausstellung vom 27. Juli 2018 bis 31. Januar 2019 im künftigen „Stadtlabor“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK).

Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Quelle: Stadt Dortmund 

 

Facebookrss